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Katalog der nachantiken Kameen



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Brustbild eines Mannes mit Helm und Rüstung

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-26
Künstler
unbekannt
Ort
unbestimmt
Datierung
Ende 16. Jh.; Fassung: um 1600
Steinschnittart
Kamee
Material
Chalcedon
Materialbeschreibung
milchweiße Schicht auf halbdurchsichtig-grauem Grund

Bildseite poliert
Form
Hochoval
Fassung
Gold, Email, 4 Rubine, 3 kleine Perlen (eine vierte fehlt), 1 größere Flußperle; goldene Kapsel, umgeben von durchbrochenen, teils gekörnten, teils bunt (in Dunkelblau, Hellblau, Grün und Schwarz) emaillierten Ranken; an den vier Achsen vier in Kastenfassungen gelegte Rubine, dazwischen kleine aufgesteckte Perlen (eine fehlt), als Pendeloque eine Barockperle; oben Öse mit Ring
Maße
2,62 x 2,2 x 0,53 cm
ohne Perle mit Öse 5,05 x 4,2 cm mit Fassung
Provenienz
1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand
Oberfläche mit gleichmäßigen Abreibungen, links etwa in der Mitte auf der Hintergrundfläche ein Riß



Beschreibung und Einordnung
Brustbild eines bärtigen Kriegers im Profil nach links, mit reich dekoriertem Helm, antikisierender Rüstung und feingefältelter Toga mit Fibel auf der linken Schulter. Auf der rechten Schulter ein eigenwilliger Maskaron mit sprechendem hochblickendem Auge und stark gebogener Nase. Auf dem Helm Satyrmaske und schwungvoll fallender Federbusch. Die Gesichtszüge sind fein und detailreich ausgearbeitet, selbst die zusammengezogene Augenbraue ist plastisch herausgearbeitet. Nur unter der Lupe ist das Auge mit angebohrter Pupille zu erkennen. Der Helm zeigt füllig dekoratives Rankenwerk.
Möbius vertritt die Ansicht, "ob der Kriegerkopf den Mars, oder einen römischen Imperator oder überhaupt eine bestimmte Persönlichkeit darstellen soll, läßt sich nicht sagen, es ist auch gleichgültig, da es sich um einen häufig verwendeten Typus handelt. Der Reiz des Schmuckes liegt vielmehr in der Fassung: Die Ranken bilden eine symmetrisch gebaute, aber spielend bewegte Kartusche. Die Farben (dunkelblau, hellblau, grün, schwarz) sind äußerst sparsam, aber ebenso wirkungsvoll verteilt, selbst die ganz schmalen aufgebogenen Ränder belebt ein leuchtendes Grün. Der Anhänger zeigt große Ähnlichkeit mit den in derselben Vitrine liegenden Schmuckstücken aus dem Grab Ludwigs III. von Marburg. Da Landgraf Ludwig, ein Sohn Philipps des Großmütigen, von 1567-1614 regiert hat, ergibt sich auch für unseren Schmuck die Entstehungszeit" (Möbius 1929, S. 56f.).
Eine ähnliche Fassung aus der Prager Hofwerkstatt um 1600 findet sich an dem berühmten Miseroni-Kameo von Ottavio Miseroni, jedoch ohne Edelsteine und Perle (AK Essen/Wien 1988, Bd. I, S. 507, Nr. 374). Bott (G. Bott, in: AK Sirnitz 1995, Nr. 31) bezeichnet den Steinschnitt und die Fassung als "deutsch, 17. Jahrhundert" und erwähnt Link (Link 1974, S. 19), die von einer Bezahlung des Nürnberger Goldschmieds Wolff Mayer spricht, der 1571 für "etzliche Gemachte Cleynotten ... Ein guldin Halßband mit Robin Rosen..." bezahlt wurde.
Völkel erwähnt als Benennung "Tiberius Claudius", hält den Dargestellten jedoch aufgrund seiner Bärtigkeit für einen späteren Kaiser.

Stand: April 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 26: "Achat, eingefaßt in Gold. Die Einfassung ist mit Schmelzarbeit geziert und mit 4 Rubinen und 3 kleinen und 1 größere Perle. Die 4te kleine Perle findet sich nicht mehr daran. Das Brustbild auf dem Steine ist nicht Tiberius Claudius, der nicht bärtig gebildet ist, sondern ein späterer Kaiser."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 656
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 26: "Ein Imperatorenkopf. Achat. Einfassung mit Schmelzarbeit, 4 Rubinen, und drei kleinen, sowie einer größeren Perle. Die 4te kleine Perle fehlt. / Jetzt Pret. V No. 656. / Hier liegt jetzt der weiße Kopf, bisher Tablette IX No. 44." ("Pretiosen" mit Bleistift hinzugefügt)
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 656

Literatur
Möbius 1929, S. 56f., Taf. 18b; AK Frankfurt 1964, Nr. 68, Taf. VI; G. Bott, in: AK Sirnitz 1995, S. 82f., Nr. 31 mit Abb; AK Pforzheim 1997, Nr. 37

Vergleich
Link 1974, S. 19; AK Essen/Wien 1988, Bd. I, S. 507, Nr. 374


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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