Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Wilhelm III. von Oranien (1650-1702)

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-V-28
Künstler
Christoph Labhart (1644-1695)
Ort
Kassel
Datierung
Ende 17. Jh.
Steinschnittart
Kamee
Material
Sardonyx
Materialbeschreibung
dreischichtig: Haare und das Gewandstück aus der oberen dunkelbraunen-braunen Schicht, Inkarnat aus der weißen Schicht; Hintergrund links aus der weißen, rechts aus der hellbraunen unteren Schicht

alles poliert, lediglich das Inkarnat matt behandelt
Form
Hochoval
Maße
3,23 x 2,36 x 0,8 cm
Beschriftung
Signatur am Armabschnitt "C LABERT"
Provenienz
1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand
rechts am Rand kleinere Ausbruchstelle



Beschreibung und Einordnung
Im Brustbild dargestellt ist der Statthalter der Niederlande und König von England im Profil nach rechts, mit stark ausgeprägter gebogener Nase. Die prachtvollen Locken der Allongeperücke fallen auf den Rücken, eine gedrehte Locke fällt nach vorne. Im Nacken eine Schleife, im Haar ein Lorbeerkranz. Über dem fein ausgearbeiteten Harnisch ein Umhang mit einer Rosette.
Das fein und detailliert ausgearbeitete Porträt ist in vielerlei Hinsicht ein bedeutendes Stück. Es ist auf dem Armabschnitt signiert mit "C LABERT" und kann dadurch Christoph Labhart zugeschrieben werden, die Datierung muß also vor seinen Tod 1695 gesetzt werden. Interessant ist bei dieser Kamee im Gegensatz zu Labharts italienisch beeinflußten Commessi-Werken der französische Einfluß. Weber erwähnt bei einem etwa zeitgleichen Fürstenporträt der 90er Jahre des 17. Jahrhunderts von Max II. Emanuel (1662-1726), daß "die über der Schulter geteilte Lockenfülle sich nicht auf den Medaillen des Kurfürsten findet, sie spricht für französischen Einfluß" (Weber 1992, Nr. 250).
Völkel und Pinder deuten den Dargestellten als Ludwig XIV., ihnen folgt Hallo (Hallo 1927/2 (1983), S. 186 und S. 202, Taf. 145). Meyer (Meyer 1973, Nr. E-1) dagegen berichtigt die Bestimmung des Porträts auf Wilhelm III. von Oranien und vergleicht sein Medaillenporträt (Meyer 1973, Taf. 23,6 und Anm. 207: ganz ähnlich ein Silexkameo in Den Haag, Koninklijk Penningkabinet, von Louis Chapat, unpubliziert) mit der gleichen auffälligen Nasenbildung. Dies bestätigt Jörg Rasmussen (in: AK Hamburg 1977, Nr. 143) in dem Katalogtext zu diesem Stück.
Landgraf Karl hatte enge Beziehungen zu diesem Oranier, der Patenonkel seines Sohnes Wilhelm VIII. war. Die Hofkunst unter Wilhelm III. von Oranien war von französischem Geschmack geprägt und beeinflußte offenbar Labharts Stil, der sogar bei der Signatur zur französischen Schreibweise "Labert" statt "Labhart" führte.
Anzuschließen an diesen signierten Kameo ist eine ganze Gruppe ähnlicher Schwarz-Weiß-Sardonyxkameen (B XVI. Tab. B-V-23, B XVI. Tab. B-V-29 und B XVI. Tab. B-VII-51), die gleichfalls französisch beeinflußt sind.

Stand: November 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXII. 28: "Die schön geschnittene Büste eines Königs oder Fürsten der neuern Zeit. Achatonyx."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. BII. 648
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 28: "Männliches Porträt mit Lorbeer (Künstlerinschrift C. LABERT). Onyx. [Vorgängerinventar] XXII 28."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. III. 27: "Männliches Porträt mit Lorbeer. Künstlerinschrift: C. LABERT. Onyx. [Vorgängerinventar] V 28."

Literatur
Hallo 1927/2 (1983), S. 186, 202, Taf. 145; Meyer 1973, S. 109, Nr. E-1, Taf. 14,1 u. 23,6, Anm. 207; S. 114f.; J. Rasmussen, in: AK Hamburg 1977, Nr. 143

Vergleich
Weber 1992, Nr. 250


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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