Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Jugendliches männliches Brustbild

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-III-2
Künstler
Kasseler Hofwerkstatt
Ort
Kassel
Datierung
Ende 17. Jh.
Steinschnittart
Kamee
Material
Chalcedon
Materialbeschreibung
glasig-transparentes Grau

rundum mit hoher Politur; Rückseite leicht gewölbt
Form
annähernd Kreisform
Maße
3,28 x 2,96 x 1,5 cm
Beschriftung
rückseitig Aufkleber (Typ B): "XVI 20"
Provenienz
1753 Kunsthaus
Zustand
rechts oben große Randabsplitterung, rechts unten kleiner Randausbruch, der sich zur Rückseite hin muschelförmig vergrößert
K90197  Bild1
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Beschreibung und Einordnung
Das jugendliche männliche Brustbild, im Dreiviertelprofil nach rechts, ist nahezu vollplastisch aus einem tondoartigen Hintergrund herausgearbeitet. Um den Hals des ansonsten unbekleideten Oberkörpers eine mit einem Band umwundene Festgirlande. Das in zahlreichen gedrehten Wellen liegende Haar mit Scheitelzopf ist mit kräftigen Schnitten gebildet. Die Augen sind ohne angebohrte Iris.
Völkel bezeichnet den Dargestellten als den römischen Feldherrn Marc Anton (82-30 v. Chr.). Die Identifizierung ist schwierig, da man Marc Antons charakteristisches Porträt nur von Münzbildern her kennt. Gegen eine Darstellung des römischen Feldherrn sprechen eine Art Scheitelzopf und die Festgirlande.
Meyer vertritt die Ansicht, daß dieses Exemplar in der Kasseler Hofwerkstatt hergestellt wurde und ordnet es den Arbeiten der von ihm gebildeten Gruppe C zu: "Diese Arbeiten der Gruppe C sind ihrer Funktion nach wohl überwiegend figurale Schmuckelemente, dazu bestimmt, in einen größeren Dekorationszusammenhang eingegliedert zu werden ... Man muß annehmen, daß Arbeiten der Gruppe B und C mit dem gleichen größeren Kunstgegenstand verbunden waren. In erster Linie wird man in Kassel an Miniaturfassaden der Gruppe I (Meyer 1973, Taf. 21) denken. Die Steinschnitte der Gruppe C wären dann eine Bauplastik en miniature."
Meyers Lokalisierung nach Kassel ist in Frage zu stellen, da verschiedene Kriterien dagegensprechen. Die stark skulptural wirkende Kamee weist zwar eine ähnliche Chalcedonfärbung wie gesicherte hessische Kameen auf, ist jedoch einen Ton dunkler. Die übliche hessische Matt-Glanz-Technik fehlt, die Kamee ist gleichmäßig und rundum hoch poliert. Gegen eine geplante Befestigung an einer Miniaturfassade spricht eindeutig die konkav gewölbte Rückseite. Erinnert fühlt man sich bei diesem Exemplar an klassische antike Kameen der Art der Augustus-Kamee in Paris (Megow 1987, Nr. A 30).

Stand: November 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. I. 2: "Marcus Antonius. Oriental. Achat."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. III. 2: "Unbekannter jugendlich männliches Porträt. Orient. Chalc."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. I. 2: "Jugendlich männl. Porträt. Orient. Chalcedon."

Literatur
Meyer 1973, Nr. C-7, Taf. 11,9

Vergleich
Megow 1987, Nr. A 30, Taf. 22


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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