Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Kleopatra

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-30
Künstler
unbekannt
Ort
Mailand
Datierung
Anfang 17. Jh.
Steinschnittart
Kamee
Material
Chalcedonachat
Materialbeschreibung
weißes Relief auf transluzidem hellgrauem Grund

Bildseite stark, Rückseite schwach poliert
Form
uregelmäßige Form,annähernd Birnenform
Maße
2,85 x 2,24 x 0,55 cm
Beschriftung
rückseitig Aufkleber (Typ A): "114-131"
rückseitig Aufkleber (Typ B): "IV 28"
Provenienz
1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand
Unregelmäßigkeiten am Rand, möglicherweise Hinweis auf nachträgliche Lösung einer ehemaligen Befestigung; minimale Randabreibungen



Beschreibung und Einordnung
Detailliert, doch etwas derb ist das Brustbild der Kleopatra im Profil nach links. Die kunstvolle Frisur ist mit eingeflochtenen Zöpfen und einem Diadem reich geschmückt. Vom Nacken ein zum Rücken herabhängendes Schleiertuch, im Ohr ein Perlengehänge. Das fein gefältelte Gewand um die Schultern läßt die linke Brust unbekleidet. Ihr linker Arm liegt im rechten Winkel vor dem Körper, wobei die waagrechte Linie des Unterarms auffällt. Mit der Hand ergreift sie die Schlange, die sich um ihren Unterarm schlängelt und sich in Richtung zu ihrer Brust bewegt. Kleopatras Profil ist etwas derb, die Nase wohl leicht bestoßen.
Insgesamt weist die Kamee Schwächen und Ungereimtheiten auf, ähnlich wie bei einer Kleopatra-Kamee in der Münchner Münzsammlung (Weber 1992, Nr. 76 und Weber 2001, Nr. 55). Weber vertritt die Ansicht, daß diesem Kleopatra-Typ möglicherweise "mehrere nicht ganz verstandene Vorbilder zugrunde liegen, das ließe an eine süddeutsche Arbeit denken".
Diese etwas groben Kameen sind in allen Museen zahlreich vorhanden, dargestellt sind zumeist weibliche Brustbilder. Zuweilen wird die Dargestellte mit dem Zeigegestus (Weber 1992, Nr. 172), als Kleopatra oder als Lucretia charakterisiert. Wahrscheinlich muß man bei diesem Typus von einer massenhaften Herstellung, möglicherweise sogar aus einer Werkstatt, ausgehen.
Eichler und Kris sprechen bei diesem Typus (Eichler/Kris 1927, Nr. 429) von "einer Vergröberung, die bezeichnend ist für die Motive des 16. Jahrhunderts, die sie im 17. Jahrhundert erfahren". Verwandt die Behandlung der entblößten und scharf modellierten Brust bei einem Wiener Kameo (Eichler/Kris 1927, Nr. 428).
Diese Art der Serienproduktion kann man sich lediglich in den Werkstätten der Mailänder Tradition vorstellen. Ursprünglich wurden derartige Kameen sicherlich als Dekor an Gefäßen o. ä. verwendet.

Stand: April 2006

Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 114: "Fünf Köpfe und Brustbilder in dergleichen ("Sieben Köpfe in orientalischen weißen Steinen"). [Nachlaßinventar] 131."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 30: "Die Königin Cleopatra mit der Schlange am Busen." ("Achat" mit Bleistift hinzugefügt)
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 30: "Cleopatra. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 28: "Cleopatra. Achat. [Vorgängerinventar] VI 30."

Literatur
unpubliziert

Vergleich
Eichler/Kris 1927, Nr. 429, 428; Weber 1992, Nr. 76, 172; Weber 2001, Nr. 55


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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