Männlicher Kopf (Schulterstück)
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-I-1
Künstler Kasseler Hofwerkstatt
Ort Kassel
Datierung Ende 17. / 1. Hälfte 18. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung graubraun mit rost-roten Teilen, die für die Haare und das Schulterstück verwendet wurden
Bildseite abgesehen von dem matt behandelten Inkarnat poliert. Der teilweise leicht abgeschrägte Rand unpoliert; Rückseite grob belassen und unpoliert.
Form Hochoval
Maße 9,5 x 8,09 x 2,99 cm
Provenienz 1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand mehrere Risse, am Rand oben links und rechts Ausbrüche, größerer flacher Ausbruch am Rand unten rechts
Beschreibung und Einordnung Bei dem nach rechts gewendeten jugendlichen Profilbild zeichnen sich Stein und Relief durch eine große Höhe und Räumlichkeit aus. Der Schulteransatz endet links abrupt, das Gewandteil verläuft in großzügigen Falten schräg zur anderen Seite. Etwas strenger Blick mit leicht angespannter Stirn, das Auge vorstehend mit angebohrter Iris. Auf dem langen Haar eine Binde, darunter quellen zahlreiche charakteristische sichelförmige Locken hervor, die dann spitz nach vorne zur Brust auslaufen. Das Inkarnat ist in der gebräuchlichen hessischen Manier matt belassen. Die Haare, das Gewandteil und der Grund sind stark poliert.
Diese Kamee gehört zu einer Gruppe von großformatigen Kameen, die teilweise eine Gesamtstärke von mehr als 3 cm (dicke Basis und hohes Relief) aufweisen. Sie stammen sicherlich alle aus der hessischen Hofwerkstatt. Dieses Prachtstück ist aus einem sehr eindrucksvollen Achat hessischer Herkunft aus Frankenberg, von braun-grauer Farbe mit kräftiger rostroter Äderung.
Meyer schreibt diese Kamee (Meyer 1973, Nr. B-6, Taf. 8,1) der Kasseler Werkstatt zu und gibt eine Charakterisierung der gruppenspezifischen Ausführung (Meyer 1973, S. 92ff.). Bei der Einzelbesprechung von Nr. B-6 spricht er von "summarischer Detailausbildung der Gewandfalten und massigen Locken" (Meyer 1973, S. 88), bei der Charakterisierung der gruppenspezifischen Ausführung von "kräftigem Schnitt, der kantige Formen im Bereich von Augenhöhlen und Nase schafft" (Meyer 1973, S. 92). Dieselbe Hand sieht er bei der Kamee B XVI. Tab. B-I-4 (vgl. Meyer 1973, Nr. B-8, Taf. 9,5-6).
Vermutlich sollten diese Stücke als Dekorationselemente für eine Steinfassade dienen und waren vergröbert, da sie für einen größeren Betrachterabstand berechnet wurden.
Sicherlich waren in der Hofwerkstatt nicht nur Christoph Labhart, sondern Gehilfen, Schüler und Nachfolger tätig. Dies verunklärt die Zuordnung an einen bestimmten Steinschneider erheblich.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIV. 1: "Ein mänliches Brustbild. Achat."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. I. 1: "Männliches Brustbild. Achat."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. IV. 113
Literatur
Meyer 1973, Nr. B-6, Taf. 8,1 u. Nr. B-8, Taf. 9,5-6 u. S. 92ff.
|