Halbfigur der Maria Orans
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-13
Künstler unbekannt
Ort Byzanz
Datierung um 1300
Steinschnittart Kamee
Material Amethyst
Materialbeschreibung transluzides Violett
Rückseite konvex
Form annähernd Kreisform
Maße 1,81 x 1,66 x 0,78 cm
Beschriftung griechische Beischrift im Feld links: "MP"; rechts: "ΘY"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand oben links größere Randabsplitterung, rechts oben zwei kleine Randabsplitterungen
Beschreibung und Einordnung Halbfigur der Maria en face, mit griechischer Beischrift. Der leicht nach rechts gedrehte Kopf ist von einem großen Nimbus umgeben. Der Kopf ist mit einem Tuch umhüllt, das Gewand mit diagonal verlaufenden Falten umgibt den Körper kegelförmig. Als Orantin sind die Hände betend vor dem Körper erhoben.
Wentzel erwähnt, daß bei Saphir und Amethyst keine abendländischen Imitationen bekanntgeworden sind (Wentzel 1960, S. 90) und hält diese Kasseler Kamee und B XVI. Tab. B-II-34 aus Saphir für byzantinisch. Wentzel spricht von dem "auffallend Schlanken der Erscheinung" und von der "flache[n] Modellierung des Körpers mit den betont, ja, ungewöhnlich stark plastisch vortretenden Köpfen; allerdings geht die ins länglich Ovale gesteigerte, dabei aber zierliche Form des Hauptes bei den beiden Kasseler Kameen noch über die genannten Vergleichsbeispiele heraus". Dieses Phänomen des Grazilen und Überschlanken setzt er in die Paläologenzeit. Die "merkwürdige Überlängung der Köpfe mutet geradezu kegelförmig an". Er bezeichnet die beiden Kasseler Kameen als "paläologisch der Zeit um 1300", also aus der letzten Blütezeit der byzantinischen Kunst.
Als stilverwandt fallen zwei Kameen am Kreuz aus Chiaravalle in S. Maria presso S. Celso in Mailand auf (Wentzel 1957/2, Nr. 24, Abb. 7a und b; Anm. 24) auf, sie sind jedoch im Typus anders, nämlich im Dreiviertelprofil nach rechts und nicht mit den erhoben betenden Händen.
Wentzel erwähnt (Wentzel 1959, S. 10f., Abb. 1) eine einzige datierte byzantinische Kamee im Victoria and Albert Museum in London mit der Halbfigur der Maria, die durch eine griechische Inschrift mit dem Herrschernamen des Nikephoros Botaneiates in die Jahre 1078-1081 datiert werden kann. Diese große Serpentinkamee zeigt denselben Gestus der Hände wie die hier vorliegende Kamee aus Amethyst, allerdings sind die Hände dort seitlich des Körpers erhoben.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 13: "Die Maria, betend, zu beiden Seiten die Worte MP ΘY d. i. μητὴρ θεοῠ. Die Mutter Gottes. Amethyst. Byz."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 13: "Betende Madonna MP ΘY (μητὴρ θεοῠ) Mutter Gottes. Amethyst. / Verlegt / Jetzt Tablette VII. No 44."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 44: "Betende Madonna MP ΘY i. e. μητὴρ θεοῠ Mutter Gottes. Amethyst. [Vorgängerinventar] II 13."
Literatur
Wentzel 1960, S. 90, Abb. 82
Vergleich Wentzel 1957, Nr. 24, Abb. 7a, b, Anm. 24; Wentzel 1959, S. 10f., Abb. 1
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