Brustbild eines Mohren
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-15
Künstler unbekannt
Ort Mailand
Datierung um 1600
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung zweischichtig, mit Bänderung, das Relief aus der oberen dunkelbraunen Schicht, mit rosa-violetter vorwiegend vertikaler Streifung, der transparente Hintergrund in Hellbeige, im unteren Teil hellbraun
alle Teile poliert; Rückseite leicht konvex
Form Hochoval
Maße 3,34 x 2,29 x 0,52 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ B): "IV 40"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand die Umrißform unregelmäßig, wohl eine spätere Veränderung
Beschreibung und Einordnung Wegen der dunklen Steinschicht für das Inkarnat und der negroiden Gesichtszüge mit kurzen Locken und wulstigen Lippen als Darstellung eines Mohren zu interpretieren. Die porträthafte Physiognomie zeigt eine angebohrte Pupille, das Profil eine gebogene Nase und lebendige Wangenmodellierung. Die Haare sind in schematischer Reihung stilisiert, am Ohr Perlenschmuck. Der Habitus ist der eines antiken Imperators mit Rüstung im Profil nach rechts, darüber eine Toga, die in gleichmäßigen Falten schüsselformig vor der Brust herabfällt. Charakteristisch für diesen Steinschnitt ist die Bearbeitung in einer Art von flächigem Zweischichtenrelief.
In der Renaissance waren Mohrendarstellungen sehr beliebt, sie wurden vor allem in Oberitalien hergestellt, im Kreis der für Kaiser Rudolf II. geschaffenen Kunstwerke (L. Seelig, in: AK München 2002, S. 87). Verwendet wurden hauptsächlich kontrastreiche polychrome Steine, die sich für diesen Darstellungstypus (dunkles Porträtrelief vor hellem Hintergrund) eigneten.
Ein stilistisch vergleichbares Exemplar, dessen Bearbeitung eine ähnliche Ausdruckskraft zeigt, befindet sich in der Wiener Kunstkammer. Es wird von Lorenz Seelig verallgemeinernd "Oberitalien, spätes 16. Jahrhundert" (L. Seelig, in: AK München 2002, Nr. 69) eingeordnet.
Zum Thema des Mohren siehe die ausführliche Besprechung bei B XVI. Tab. B-V-5.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 15: "Ein Mohrenkopf. Sardon."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 15: "Ein Mohrenkopf. Jaspis Achat. / Verlegt / Jetzt Tablette VI No 43."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 40: "Mohrenkopf. Jaspis auf Achat. [Vorgängerinventar] II 15."
Literatur
unpubliziert
Vergleich L. Seelig, in: AK München 2002, S. 87 u. S. 293, Nr. 69
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