Arche Noah, Einzug der Tiere
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-16
Künstler Alessandro Masnago (1540-1620)
Ort Mailand
Datierung 2. Hälfte 16. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung hellgrau-beige, an oberen Teilbereichen gelb bis orange-rot gefleckte Einfärbungen, am Hintergrund unten am Rand rostrote Streifung; von der Rückseite her Streifung und dunkle Flecken sichtbar
Bildseite stark, Rückseite matt poliert
Form Breitoval
Maße 3 x 3,58 x 0,79 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ D): "B IV 54"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand links oben Randabsplitterung, links etwa in der Mitte zur Rückseite hin unauffälliger röhrenartiger Ausbruch
Beschreibung und Einordnung Dies besonders kostbare Kleinod ragt durch seine fein gearbeiteten zierlichen Details heraus. Die Tiere ziehen paarweise über eine Brücke in die bauchige Arche, die einen hausartigen Oberbau trägt. Links nebeneinander im Gebet kniend Noah und sein Weib. Oben Gottvater in Wolken, links neben ihm die Sonne mit Strahlenkranz. Über Noah im Hintergrund Andeutung einer Stadt, weitere Tierpaare und ein Regenbogen.
Verwandt ist eine Arche Noah-Darstellung in Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 223, Taf. 32) und deren vergröberte Kopie, wohl aus dem 17. Jahrhundert (Eichler/Kris, Nr. 226, Taf. 33). Schwache Repliken (Eichler/Kris 1927, Nr. 226), Reduktionen (wie bei B XVI. Tab. B-II-31) und Varianten sind relativ häufig. Als Gegenstück existiert in der Wiener Kunstkammer auch ein Auszug der Tiere aus der Arche Noah (Eichler/Kris 1927, Nr. 224 und Kris 1929, Nr. 356). Eichler und Kris beschreiben Stildetails wie die scharfen Grate an dem Regenbogen und an der Schiffsbrücke als typisch für Alessandro Masnago (Eichler/Kris 1927, Nr. 223). Auch die Figuren der Knienden halten sie den Personendarstellungen Masnagos für verwandt. Dieselben Stilmerkmale treffen auf den hier besprochenen Kameo zu, der damit ebenfalls Alessandro Masnago zugeschrieben werden kann. Charakteristisch für Masnago ist die Auswahl von besonders farbenprächtigen Steinen (Kris 1929, S. 87: "sorgfältigste Bearbeitung des bunten Jaspachat"), die Hinterschneidung der miniaturhaft kleinen Figürchen bis zu vollplastisch freistehenden Einzelteilen, die Darstellungsweise der Tiere und die Landschaft im Hintergrund. Eichler und Kris erwähnen eine weitere unbedeutende Wiederholung in Florenz (Eichler/Kris 1927, Nr. 223: Uffizien, Depot, Nr. 1808), leicht variiert auf dem Mittelteil einer Bergkristallschüssel (Plon 1883, Taf. XXXI), die in den Kreis des Giovanni Bernardi (Eichler/Kris 1927, Nr. 223) gerückt wurde.
Alessandro Masnago war der Sohn des Mailänder Steinschneiders Giovanni Antonio Masnago, von dem durch Morigia (Morigia 1595, S. 294) überliefert ist, daß er großes Ansehen durch seine Tier-Kameen genoß. Wohl von ihm oder aus seiner Werkstatt besitzt die Kasseler Sammlung ein Gemmentablett mit 100 Tier-Kameen (B XVI. Tab. B-X-1 bis B XVI. Tab. B-X-100). Sein Sohn Alessandro war vorwiegend für Kaiser Rudolf II. tätig, blieb jedoch in Mailand wohnhaft (Distelberger 1999, S. 314). Masnago wurde achtzig Jahre alt und konnte auf eine Schaffenszeit von über 50 Jahren zurückblicken (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 167). Seine Werke befinden sich hauptsächlich in der Wiener Kunstkammer (Eichler/Kris 1927, S. 24; R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 97, 162-172). Distelberger stellt fest, daß "die Virtuosität des Künstlers selbst das eigentliche Thema seiner Kamee" geworden ist (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 170 bei Nr. 86).
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 16: "Die Arche Noahs. Or. Ach."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 16: "Die Arche Noah, zierlicher figurenreicher Schnitt. Achat Onyx. / Verlegt / Jetzt Tablette IV. 54."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 49: "Arche Noae, zierlicher figurenreicher Schnitt. Achat-Onyx. [Vorgängerinventar] II 16."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Morigia 1595, S. 294; Plon 1883, Taf. XXXI; Eichler/Kris 1927, Nr. 223-224, Taf. 32, Nr. 225-226, Taf. 33, S. 24ff.; Kris 1929, Nr. 356, Taf. 85, S. 87; Distelberger 1999, S. 314; R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 97, 162-172
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