Halbfigur des hl. Theodor Tiro  
 
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-20 
Künstler   unbekannt 
Ort   Byzanz 
Datierung   1. Hälfte 13. Jh. 
Steinschnittart   Kamee 
Material   Heliotrop 
Materialbeschreibung   dunkelgrün bis dunkelbraunrot 
  rundum poliert; zur Rückseite hin Rand leicht abgeschrägt 
Form   Kreisform 
Maße   3,03 x 2,9 x 1 cm  
Beschriftung   griechische Buchstaben im Feld links: "O (?) / Θ/E/O"; rechts: "Δ/ω/PO/C"   rückseitig Aufkleber (Typ E): "I 5"  
Provenienz   1753 Kunsthaus 
Zustand   unten am Rand Riß, zur Rückseite hin flache Absplitterung, wohl durch ehemalige Befestigung 
  Beschreibung und Einordnung  In strenger Frontalität ein Brustbild des heiligen Theodor Tiro mit großem, im Relief leicht erhöhtem Nimbus. Der kraushaarige Kopf mit dem spitz zulaufenden Bart ist plastisch herausgehoben. Der Heilige ist in Rüstung und mit über die linke Schulter diagonal fallendem Mantel dargestellt, davor ein Kampfschild. In seiner Rechten hält er die Lanze. 
Der heilige Theodor Tiro gehört zu den wichtigsten und ältesten "Soldatenheiligen". Er diente im Heer des Kaisers Maximinanus. Zu Beginn der Christenverfolgung stellte er sich gegen den Kaiser, wurde gemartert und verbrannt. Er war Patron des byzantinischen Heers und bis in das 13. Jahrhundert ein Stadtheiliger Venedigs. 
Wentzel hält diesen Kameo wie die beiden anderen Kasseler Heliotropkameen (B XVI. Tab. B-II-5, B XVI. Tab.B-II-11) für byzantinisch (Wentzel 1960, S. 90f.). Er findet die Haartracht und die Bewaffnung des Heiligen für Theodor ungewöhnlich. Seiner Meinung nach ist "die Figur in kräftigem Relief und in sehr markanten Schnittlinien geformt, kräftiger noch als die Kasseler Christuskamee aus Heliotrop (B-II-5)" (Wentzel 1960, S. 92). Wentzel scheidet bei der Theodor-Kamee das 9. und 10. Jahrhundert aus, meint aber, daß die Neigung zu einer Art Realismus nicht zu den Stücken des 12. Jahrhunderts paßt. Dann stellt er die Frage, ob diese Kamee "ein Beispiel der vielschichtigen Paläologenkunst darstellt". 
Als Vergleichsstück erwähnt Wentzel die Kasseler "Heliotropkamee des hl. Theodor (Büste in Kreisrund)" (Wentzel 1956, S. 271). Putzko veröffentlichte eine eng verwandte zweiseitige Kamee aus dem Historischen Museum in Kiew mit den Heiligen Theodor Tyron und Theodor Strasilatius. 
 
Stand: April 2006
  Quellen  
 Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 20: "Brustbild des Theodorus, wie die Inschr. zu beiden Seiten des Kopfs zeigt, ΘEO ΔΩPOC. Vor diesem Worte steht noch ein Monogramm. / O. Sardon. byz." 
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 20: "Der heilige Theodorus: ΘEOΔΩPOC (die Buchstaben sind zu beiden Seiten über einander stehend vertheilt. Sardonyx. / Verlegt / Jetzt Tablette III No 5." 
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. I. 5: "Der heilige Theodorus ΘEOΔΩPOC. Sardonyx. [Vorgängerinventar] II 20."
  Literatur 
Wentzel 1956, S. 271, ohne Nr; Wentzel 1960, S. 90-92, Abb. 86
    
Vergleich   Putzko 1975, S. 177, Abb. 4a, b, S. 179 
  
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