Halbfigur Christi
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-5
Künstler unbekannt
Ort Byzanz
Datierung 1. Hälfte 13. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Heliotrop
Materialbeschreibung dunkelgrün mit breiten rostroten Partien
rundum schwache Politur; Rückseite nach unten zum Rand hin leicht abgeschrägt
Form Hochoval
Maße 4,35 x 3,03 x 1,17 cm
Beschriftung griechische Buchstaben im Feld links: "IC"; rechts: "XC"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand am Rand mehrfache flache Absplitterungen, besonders breite Absplitterung rechts unten und rechts oben zur Rückseite hin, Fehlstelle am Nimbus links oben
Beschreibung und Einordnung In strenger Frontalität ist der bärtige Christus halbfigurig, mit großem Kreuznimbus, dargestellt. Das in der Mitte gescheitelte Haar fällt glatt auf die Schultern und umgibt das länglich-schmale Gesicht. Die Büste ist mit Tunika und darüberliegendem Mantel bekleidet. In der Hand des abgewinkelten linken Arms hält Christus einen Codex mit Diptychon-Einfassung, auf der ein von Schmuckleisten eingefaßtes Kruzifix dargestellt ist. Sein rechter Arm ist mißverständlich durch einen quer verlaufenden dreiteiligen Streifen angedeutet, möglicherweise sind drei Bücher gemeint.
Wentzel erwähnt, daß diese "Heliotropkamee mit der Büste Christi geradezu als eine im Ausschnitt wörtliche Replik der Christuskamee Leos VI. im Victoria and Albert Museum in London (Wentzel 1960, S. 91, Abb. 95) gelten kann - mit Übereinstimmung der Gewandlage bis in die kleinsten Einzelheiten. Allerdings ist es nur eine ikonographische Wiederholung, denn im Stilistischen erscheint das Kasseler Stück vergleichsweise schematisiert und leblos, eben nachgeschrieben, vielleicht sogar teilweise in der Faltenführung mißverstanden; die Hände wirken steifer, der Gesichtsausdruck starrer, die Haar- und Bartbehandlung härter, obgleich sich auch hier das Relief in reicher Höhendifferenzierung aufbaut." Wentzel möchte jedoch trotzdem die Kasseler Christuskamee nicht unbedingt "spät" ansetzen. Im Vergleich zu dem Londoner Stück stellt er nicht nur eine Vereinfachung, sondern auch eine Proportionsverschiebung fest, die ihm unabhängig von der künstlerischen Qualität zu sein scheint. Die "länglichere Form des Kopfes" unterscheidet Wentzel allgemein von dem "Kompakt-Gedrungenen des Christusantlitzes auf der Kamee der Zeit von etwa 900" und sieht dies als eine jüngere Form an. Ein ähnlicher Christus-Kameo aus Heliotrop im British Museum in London (Dalton 1915, Nr. 8), jedoch des kompakt-gedrungenen Typs, wird dort "Byzantine, 11th-12th century" datiert. Als Vorbild der Kasseler Replik scheint eher der überlängte Typ in den Vatikanischen Museen in Rom (Wentzel 1956, Nr. 806) in Frage zu kommen.
Die Datierung von Christusdarstellungen ist laut Wentzel besonders schwierig, da "diese über Jahrhunderte konservativ den gleichen Typ replizieren" (Wentzel 1960, S. 91). Als Kriterium weist er dann noch auf die kräftige plastische Relieferhebung hin.
Byzantinische Gemmen dieser Art waren in Venedig verbreitet, wo sie eine umfangreiche Glaspasten-Produktion von Pilgerandenken anregten (Gardner 2001, S. 16, Abb. 18).
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 5: "Ein griechisches Bildnis des Hn. Christus mit IC XC. Jaspis. Byzantinische Arbeit."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 5: "Byzantinisches Christusbild IC XC (Jesus Christus). Jaspis grün und roth. / Verlegt / Jetzt Tablette VI. 5."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 4: "Byzantinisches Christusbild IC XC i.e. Jesus Christus. Jaspis, grün und roth. [Vorgängerinventar] II 5."
Literatur
Wentzel 1956, S. 271, Nr. 806, Taf. B, Nr. 1 (mit weiterer Lit.); Wentzel 1960, S. 91, Abb. 80; Gardner 2001, S. 16, Abb. 18
Vergleich Dalton 1915, Nr. 8
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