Doppelporträt der Barbara Borromeo und des Camillo Gonzaga (?)
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-III-21
Künstler unbekannt
Ort Italien
Datierung 2. Hälfte 16. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedonachat
Materialbeschreibung weißes Relief auf dünnem transluziden hellgrauem Grund
rundum poliert, Vorderseite und Reliefbild mit hoher Politur
Form Hochrechteck, mit abgerundeten Ecken, oben und unten wohl nachträgliche Begradigung
Maße 2,78 x 2,51 x 0,52 cm
Beschriftung Aufkleber, lose (Typ E): "I 21"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand Nase des Königs stark bestoßen, feine Risse, vor allem am rechten Rand
Beschreibung und Einordnung Weibliches Brustbild, gestaffelt vor männlichem Brustbild, beide ins Profil nach rechts gewandt. Die weibliche Dargestellte in kräftig gefälteltem und vor der Brust schwungvoll drapiertem Gewand, das ihre linke Brust freiläßt. Ihre Frisur mit geflochtenen Zöpfen ist kunstvoll aufgesteckt, sie trägt ein Diadem, ein feiner Schleier fällt zum Rücken herab und ist um ihren rechten Arm gelegt. Das Ohr liegt frei, daran ein Perlengehänge und um den Hals eine Perlenkette. Der männliche Dargestellte ist bärtig und trägt eine Rüstung und Krone. Sein Gesicht ist durch die Beschädigung entstellt.
Völkel nennt die Dargestellten im Inventar "Aurelius und Faustina", außerdem erwähnt er, daß an dem angeblichen Kopf M.Aurels die Nasenspitze abgebrochen sei. Dieser präzise Hinweis ist bei Völkel ungewöhnlich. Pinder spricht von "Kaiser mit Kaiserin".
Eng verwandt, insbesondere in der Drapierung, mit entblößter Brust, ist eine Kamee eines weiblichen Brustbilds in Paris (Babelon 1894, Fig. 181). Babelon identifiziert die Dargestellte als Barbara Borromeo, Gemahlin des Camillo Gonzaga, Graf von Novellara (1538-1572). Möglicherweise ist bei unserer Kamee dieses Paar dargestellt. Denselben Frauentyp mit der entblößten Brust und geschwungen drapiertem Gewand bildet Babelon 1897 unter Nr. 960 ab und bezeichnet die Dargestellte dort als Lukretia de' Medici (1545-1562), Gemahlin von Alfons II., Herzog von Ferrara, deren Heirat 1558 stattfand. Babelon diskutiert die Doppelporträt-Identifizierung "Borromeo-Gonzago oder Lukretia de' Medici-Alfons II." bei Nr. 953 (Babelon 1897, Taf. 69) ausführlich. In der Renaissance wurden vielfach antike Vorbilder im zeitgenössischen Porträt benutzt.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. I. 21: "Aurelius und Faustina. An dem angeblichen Kopf M. Aurels ist die Nasenspitze abgebrochen."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. III. 21: "Kaiser mit Kaiserin. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. I. 21: "Kaiser mit Kaiserin. Achat."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Babelon 1894, S. 253, Abb. 181; Babelon 1897, Nr. 953, 960, Taf. LXIX
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