Doppelseitig: Weibliches Brustbild / Kopf eines römischen Kaisers
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-III-28
Künstler unbekannt
Ort Oberitalien
Datierung 16./17. Jh.; Fassung: zeitgleich
Steinschnittart Kamee und Intaglio
Material Sardonyx
Materialbeschreibung dreischichtig: untere Schicht schwarz, Inkarnat und schmaler Umrahmungsstreifen aus der weiß-bläulich schimmernden Schicht; Büste und Haar aus der oberen mittelbraunen Schicht
rundum poliert; die tief geschnittenen Teile der Intaglienseite matt
Form Hochoval
Fassung de kleine Goldknöpfe, oben Ring mit Öse"
Maße 2,53 x 1,89 x 0,51 cm mit Fassung und Öse 3,65 x 2,9 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ D): "635"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand Steinschnitt unbeschädigt, bei der Goldfassung ist der Emailrundstab in schlechtem Zustand, auf der Intaglienseite grobe Einkerbungen, die mit dem Stichel wohl wegen einer späteren Befestigung ausgeführt wurden (mündliche Mitteilung Rudolf-Alexander Schütte)
Beschreibung und Einordnung Der Sardonyx ist als Stein allein schon durch seine Vielfarbigkeit sehr eindrucksvoll und in seiner Schichtung für die Darstellung und Umrahmung vorbildlich benutzt worden. Außerdem besticht die Doppelverwendung als Kamee und Intaglio durch die beidseitig hohe Qualität des Steinschnitts. Beidseitig geschnittene Gemmen sind eine Rarität. Die Schmelzfassung ist nicht mehr in allerbestem Zustand.
Auf der vermutlichen Vorderseite ist in erhabener Technik das Brustbild einer Frau in reiferen Jahren im Dreiviertelprofil, das Gesicht im strengen Rechtsprofil, dargestellt. In medaillonartiger Auffassung ist der leicht abgeschrägte Randstreifen und der Hintergrund der Darstellung aus der unteren schwarzen Onyxschnitt gearbeitet. Die Figur ist durch einen schmalen hochovalen weißen Randstreifen eingerahmt. Das faltenreiche antikisierende Gewand und die am Hinterkopf in Zöpfen geflochtene Frisur sind aus der braunen, das Inkarnat aus der weißen Steinschicht. Am Ohr ein länglicher Perlohrring aus der hellbraunen Schicht.
Auf der im Tiefschnitt entsprechenden Seite ist aus der dunklen Onyxschicht ein bärtiger Imperatorenkopf im Rechtsprofil, qualitätvoll, virtuos und mit detaillierter Binnenzeichnung herausgearbeitet. Der Büstenabschnitt in Dreiviertelrückansicht, mit Panzer und Paludamentum.
Völkel und Pinder identifizieren die Dargestellten als "Commodus und Crispina (eher Septimius Severus)", dies ist jedoch nicht nachvollziehbar. Hier wird eine neue Identifizierung vorgeschlagen: Antoninus Pius in Panzer und Paludamentum (Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 765) mit seiner Gattin Faustina maior (Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 942). Antoninus Pius war römischer Kaiser von 138-161 n. Chr. Seine Gattin Faustina d. Ä. war bekannt für ihre Frisur, die damals etwas ganz Neues war mit dem raffinierten System von Haarflechten, die bogenförmig zum Hinterkopf geführt werden. Eine Darstellung der Faustina maior mit verwandter Frisur und ähnlichem Profil findet sich auf einer Kamee der Bibliothèque Nationale in Paris (Babelon 1897, Nr. 750).
Antoninus Pius ließ seine Frau, die bereits 141 n. Chr. starb, unter die Götter erheben. Dies könnte erklären, warum man Faustina maior sozusagen die bedeutungsvollere Kameenseite überließ.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. I. 28: "Commodus und Crispina, auf der andern Seite in Sardonyx. Commodus (eher Sept. Severus) einwärts geschnitten. eingefaßt mit weißem Schmelz."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 635
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. III. 28: "Weiblicher Porträtkopf. Rückseite Intaglio: Septimius Severus. Onyx. Eingefasst in blauem Schmelz. / Pretiosen / Jetzt Pret.V No. 635 / Hier liegt jetzt die Maria, bisher Tablette II No. 32."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 635
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. I. 28: "Maria mit dem Jesuskind. Hyacinth. [Vorgängerinventar] II 32."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Babelon 1897, Nr. 750, Taf. LXII; Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 765, Taf. 133, Nr. 942, Taf. 165
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