Weibliches Brustbild
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-III-9
Künstler unbekannt
Ort Frankreich
Datierung Mitte 17. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung dreischichtig: Frisur und Gewandteil braun, Inkarnat und erhöhte Randlinie bläulich-weiß, Grund grau-braun
rundum poliert; Randschräge zur Rückseite, die konkav, d. h. rillenförmig, eingezogen ist mit im Zentrum belassener hochovaler Fläche
Form Hochoval
Maße 3,03 x 2,27 x 0,68 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ E): "I 9"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand an der erhabenen Randlinie oben links zwei winzige Ausbrüche, oben und unten kleinere Randausbrüche, vemutlich durch eine ehemalige Befestigung
Beschreibung und Einordnung Dieser farblich fein ausgewählte Stein zeigt ein weibliches Brustbild, nach links ins Profil gewendet, in antikisierendem, über der linken Schulter mit einer Schließe befestigtem Gewand. Unter einem Blattkranz im Haar sind schematisiert herausgearbeitete kleine Locken sichtbar. Das Haar im Nacken ist zopfartig mit einem dreireihigen Band gehalten, davor eine breite Haarlocke.
Auffallend ist bei diesem Kameo die partienweise Materialbehandlung bzw. differenzierte Ausnützung der oberen braunen Schicht und die zarte, ovale, weiß-bläuliche Einfassungslinie um das Bildfeld. In der französischen Steinschneidekunst wird im 17. Jahrhundert der 'Clipeus-Typ' mit Vorliebe verwendet. Der Stil und die Raffinesse der Steinschichtverwendung sprechen für eine französische Herkunft.
Weber erwähnt bei einem Nero-Kameo der Münchner Münzsammlung (Weber 1992, Nr. 231) "verwandte Kameen mit Köpfen und Brustbildern in Kassel, Hessisches Landesmuseum, wohl aus dem in Venedig zu Beginn des 18. Jahrhunderts erworbenen Konvolut. Vielleicht gleiche Werkstatt wie Kat.Nr. 230." Sie schreibt bei einem Münchner Imperatoren-Clipeus (Weber 1992, Nr. 232): "Die 'Versenkung' des Bildfeldes in einem hohen freistehenden Rand ist typisch für eine Gruppe von Gemmen des 17. Jahrhunderts, von denen die Mehrzahl alte Bildvorlagen kopiert oder variiert."
Völkel bezeichnet die Dargestellte als Agrippina, Pinder allgemeiner als "Weiblicher Porträtkopf". Allein die Haartracht könnte für Agrippina d. J. sprechen, deren Heirat im Jahre 49 n. Chr. mit Claudius stattfand, eher dagegen spricht die Physiognomie mit der langgezogenen Stirn und dem fliehenden Kinn.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. I. 9: "Eben dieselbe (Agrippina). Sardonyx."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. III. 9: "desgleichen (Weiblicher Portätkopf). Achatonyx."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. I. 9: "Desgl. (Weiblicher Porträkopf). Achat-Onyx."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Weber 1992, Nr. 230-232
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