Doppelporträt
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-V-2
Künstler Christoph Labhart (1644-1695)
Ort Kassel
Datierung Ende 17. Jh.; Fassung: wohl zeitgleich
Steinschnittart Kamee
Material Karneolonyx
Materialbeschreibung dunkelorangerot; die vermutlich vergoldete Metallhinterlegung ergibt durch den transluziden Stein am Hintergrund einen unterschiedlich glänzenden Effekt
Inkarnat matt behandelt; Haare, Gewänder und Hintergrund stark poliert
Form Hochoval
Fassung Silber, teilvergoldet; schlichte Kastenfassung, auf der Rückseite zwei Metallzapfen (oben und unten) mit Schraubgewinde
Maße 4,03 x 3,16 x 1,32 cm mit Fassung 4,2 x 3,35 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): "65-69"
Provenienz 1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand Schlieren an der Wange der weiblichen Figur und am Hintergrund links (Hinweis auf eine künstliche Färbung oder Bestoßung)
Beschreibung und Einordnung Capita-iugata-Kamee eines Paares im Linksprofil. Hier findet sich die seltenere Darstellungsform mit der Frau im Vordergrund, gestaffelt vor dem Männerbildnis.
Die Haare der weiblichen Dargestellten, mit einem Diadem, sind weich nach hinten gezogen und werden dort über einem geflochtenen Zopf zu einem lockeren Knoten aufgebauscht. Ihre Gesichtszüge sind klassizistisch stilisiert. Individueller wirken die Gesichtszüge des männlichen Porträts mit der leicht gebogenen Nase und einem kleinen Schnauzbart. Um die Schultern des Paares ein drapiertes Gewandstück.
Sicherlich handelt es sich um eine Arbeit aus der Kasseler Hofwerkstatt, in der die typische Matt-Glanz-Technik bevorzugt wurde. Das Relief ist im Ansatz qualitätvoll ausgearbeitet, vermittelt aber den Eindruck des Unvollendeten. Möglicherweise gehört dieses Stück zu den 60 hinterlassenen Stücken aus Labharts Werkstatt, die nach seinem Tod vom Landgrafen übernommen wurden (Völkel 1805 (1987/88), S. 20, Anm. 27; vgl. auch hier die Einleitung).
Völkel und Pinder bezeichneten die Brustbilder als Kaiser Hadrian und seine Gemahlin Sabina. Die physiognomischen Merkmale des kurzen Bartes und der nach hinten aufgebauschten Frisur des weiblichen Porträts sprechen nicht unbedingt dagegen. Es könnte sich hier allerdings auch um ein individuelles Porträt eines neuzeitlichen Fürstenpaars, sozusagen im klassischen Typus von Sabina und Hadrian (Reinach 1895, Taf. 9, Nr. 11 und 12), handeln.
Deutlich ist eine Übereinstimmung mit den auf einer Bergkristallschalle in Schloß Rosenborg in Kopenhagen dargestellten Personen (Inv.Nr. 6-51: signiert und datiert mit "C Labhart fecit / Cass. 1680"), auf dem derselbe männliche Typus mit dem kleinen Schnauzbart dargestellt ist.
Stand: April 2006
Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 65: "Zwey eingefasst Köpfgen auf einem Carniol [Nachlaßinventar] 69."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXII. 2: "Brustbilder des Kaiser Hadrian und seiner Gemalin Sabina (handschriftlich: unbek. Stein)."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 2: "Soll wohl Brustbild des Hadrian und der Sabina sein. In metallener Einfassung. Achat. [Vorgängerinventar] XXII 2."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. III. 2: "Soll wohl Brustbild des Hadrian und der Sabina sein. [Vorgängerinventar] V 2."
Literatur
Meyer 1973, Nr. B-11, S. 90f., Taf. 8,6
Vergleich Völkel 1805 (1987/88), S. 20, Anm. 27; Reinach 1895, Taf. 9, Nr. 11 und 12; Hallo 1927/2 (1983), S. 185, Taf. 144; Dreier 1968, Abb. 25; Dreier 1970, S. 116, Abb. 4; Meyer 1973, Nr. A-1, Taf. 2-4; Dreier 1996, S. 37, Abb. 12, 13a u. b, 15
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