Doppelporträt Karls V. und seiner Schwester Eleonora
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-V-37
Künstler unbekannt
Ort Süddeutschland (?)
Datierung um 1540; Fasung: 16. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedon
Materialbeschreibung weißes Relief auf hellbeigem Grund
Relief matt behandelt, Hintergrund stark poliert
Form Kreisform
Fassung Silber, vergoldet; Email; Gesamtfassung aus fester Platte und nach vorn greifend mit bogiger Umrandung; am Rand schwarzes Email; auf der Rückseite der Platte in der Mitte Schraubstift
Maße 1,91 x 1,77 x 0,94 cm mit Rückplatte mit Fassung 2 x 1,88 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ D): "649"
Provenienz 1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand am Barett flache Absplitterungen, am weiblichen Profil an der Nase größere Absplitterung; an der Fassung schwarzes Email abgegriffen
Beschreibung und Einordnung Brustbild im Rechtsprofil, Kaiser Karl V. (1500-1558) gestaffelt vor seiner von ihm verdeckten Schwester Eleonora. Karl V., bärtig, im Wams, mit Barett auf dem Haupt, an der Brust das Goldene Vlies. Seine Schwester trägt ein Gewand mit gefälteltem Halsansatz, im Haar ein Diadem oder Schmuckband.
Ein verwandter Kameo mit einem Einzelbrustbild Karls V. befindet sich in der Kunstkammer in Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 405) und wird dort "Süddeutsch, um 1530" eingeordnet. Diese Datierung ergibt sich aus dem Vergleich mit einer Ludwig Neifarer zugeschriebenen Medaille (Bernhart 1919, S. 20 und Nr. 81), die im 30. Lebensjahr Karls V. entstanden ist, oder einer Medaille des Mathes Gebel aus demselben Jahr (Bernhart 1919, Nr. 65). Ein weiterer Wiener Kameo (Eichler/Kris 1927, Nr. 406) zeigt Karl V. in vorgerückten Jahren. Die dort vorgenommene Zuordnung "Süddeutsch, um 1550" ergibt sich aus der Verwandtschaft mit dem Porträttypus der Altersmedaillen Karls V. und der stilistischen Nähe zu Nürnberger Medailleuren aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (weitere Literatur bei Eichler/Kris 1927). Distelberger hält dieses Altersporträt Karls V. für "Niederländisch" und datiert den Steinschnitt "um 1556/1558" (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, Nr. 138).
Der hier besprochene Kameo dürfte süddeutscher Herkunft und zeitlich zwischen den beiden Wiener Kameen entstanden sein. Ein Bildnisrelief aus Buchsbaumholz der Wiener Kunstkammer (AK Wien 1998, Nr. 108c) zeigt ebenfalls Karl V. und seine Schwester Eleonora. Die stilistische Verwandtschaft ist auffällig, es wird als "Süddeutsch, in der Art des Hans Kels, Mitte 16. Jahrhundert" bestimmt. Das Frauenporträt ist ähnlich wie bei der Kasseler Kamee schwer zu identifizieren, da das Profil durch Ausbrüche von der Nase bis zum Mund beschädigt ist. Völkel und Pinder interpretieren die Dargestellte in ihren Inventaren als Karls V. Gemahlin Isabella von Portugal.
Die Fassung mit dem Schraubstift auf der Rückseite könnte ein Hinweis sein, daß das Schmuckstück einst von einer Person als Knopf oder Hutagraffe getragen wurde.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXII. 37: "Carl V. und seine Gemalin. Achat." ("Nase abgebrochen", "eingefasst" mit Bleistift hinzugefügt)
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 649
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 37: "Carl V nebst Gemahlin. Eingefaßt. Achat. XXII 37 / Jetzt Pret. V No. 649 / Pretiosen / Hier liegt jetzt der Christuskopf, Tablette II.6."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 649
Literatur
unpubliziert
Vergleich Bernhart 1919, S. 20, Nr. 65, Nr. 81; Eichler/Kris 1927, Nr. 405-406, Taf. 58; AK Wien 1998, Nr. 108; R. Distelberger, in: AK Wien 2002, Nr. 138
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