Venus mit Cupido, Minerva und Juno
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-2
Künstler unbekannt
Ort Niederlande
Datierung Anfang 17. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung Relief aus der milchigen hellbeigen Schicht; der konkav eingezogene Hintergrund stark buntfleckig in grau-beiger Tönung mit unauffällig feiner roter Äderung
Bildseite poliert; Rückseite ungleichmäßig und schwach poliert, gewölbt, relativ grob belassen
Form Hochoval
Maße 5,61 x 4,88 x 1,01 cm
Provenienz 1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand links und oben rechts Randabsplitterungen;rechts am Rand zur Rückseite hin flache Ausbrüche; rechts der Venus in Höhe ihres Oberschenkels ein kreisrunder Durchbruch
Beschreibung und Einordnung Venus steht, nachdem sie von Paris den Preis zugesprochen bekam, als Siegerin im Zentrum der Darstellung. In Dreivierteldrehung nach rechts hält sie mit ihrer nach oben gestreckten Hand den Apfel, um ihn den beiden rechts sitzenden, in Tüchern gehüllten Göttinnen, wohl Juno und Minerva, demonstrativ zu zeigen. Links von Venus steht Cupido etwas erhöht hinter ihr, sie berührend. Der Körper des Cupido ist parallel zu Venus nach rechts gerichtet, sein Blick wendet sich allerdings dem Betrachter zu.
Völkel erwähnt, daß der Kameo "zerbrochen und wieder zusammengefügt" sei, davon ist nichts festzustellen. Vielmehr ist das eigenwillige Steinmaterial durch seine ungleichmäßigen Einschlüsse brüchig und porös. Die konkave Einziehung des Hintergrunds bewirkt eine starke räumliche Wirkung.
Das Material, die plastische Hinterschneidung des Bildreliefs und der unruhige Hintergrund lassen bei der Minerva-Kamee B XVI. Tab. B-VI-14 an dieselbe Herkunft und Werkstatt denken.
Eine gewisse Stilverwandtschaft zeigt ein Kameo der Kunstkammer in Wien mit der Darstellung der Vertreibung aus dem Paradies (Eichler/Kris 1927, Nr. 399). Dieser wird dort als "niederländisch (?), Mitte 16. Jahrhundert" bezeichnet und wurde zuvor anscheinend ungestützt dem Gemmenschneider Weller von Malsburg zugeschrieben. Ein gebräuchliches Motiv, wie der kleine Amor Venus von hinten anfaßt, findet man auch bei der Kameendarstellung "Mars und Venus mit Amor" (Eichler/Kris 1927, Nr. 169), dort "Italien, Mitte 16. Jahrhundert".
Anzuschließen an diese Gruppe von verwandten Gemmen wäre "Mars und Venus" (Weber 1992, Nr. 130), "Oberitalien, um 1600". Ähnlich auch hier, wie eine Hand hinter eine Figur faßt.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 2: "Venus stehend mit dem Apfel in der Hand, den sie den beiden andern Göttinnen, der Juno und Minerva zeigt. Cupido steht hinter ihr. Zerbrochen und wieder zusammengefügt."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 2: "Venus nach dem Parisurteil, dabei Amor, Juno, Minerva. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 2: "Venus nach dem Parisurteil, dabei Amor, Juno, Minerva. Achat. [Vorgängerinventar] VI 2."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Eichler/Kris 1927, S. 171f., Nr. 399, Taf. 58, Nr. 169, Taf. 25; Weber 1992, S. 132f., Nr. 130
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