Männliches Brustbild
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-39
Künstler unbekannt
Ort unbestimmt
Datierung 2. Hälfte 16. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedonachat
Materialbeschreibung weißes Relief auf hellbeigem Grund; Partien der Rückseite beige und weiß
rundum poliert; auf der Rückseite horizontal bogig vertiefte Kerbe
Form unregelmäßiges Hochoval
Maße 3,16 x 2,39 x 0,74 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): nicht lesbar rückseitig Aufkleber (Typ B): "IV 36"
Provenienz 1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand links kleinere Randbestoßungen; möglicherweise Ovalform nachträglich begradigt
Beschreibung und Einordnung Männliches Brustbild in Rüstung, ins Profil nach rechts gewendet. Über der rechten Schulter eine mit einer Fibel geschlossene Toga.
Die Physiognomie ist ausdrucksvoll gestaltet. Unverkennbar ist die charakteristische scharfe Gratbehandlung der Binnendarstellung der Falten im Gesicht, die als tiefe Furchen gebildet sind, auf der Wange ein kreisförmiges Mal. Die Haare sind durch kleinteilige sich überschneidende Gravuren charakterisiert. Bei der Rüstung ist der Faltenstil ebenso in tiefen kantigen Furchen schematisch behandelt.
Ein Kameo der Münchner Sammlung (Weber 1992, Nr. 164) zeigt ein ähnliches Porträt mit dem runden Mal auf der Wange und wird von Weber als "römischer Kaiser" bezeichnet. Zur genaueren Identifizierung muß auf ein beinahe identisches Stück verwiesen werden, das sich heute in der Royal Collection in Windsor Castle befindet.
Publiziert wurde dieser Kameo bereits 1767 (Gori 1767, LVII; Aschengreen Piacenti 1977, S. 80) anläßlich des Verkaufs der Gemmensammlung des Konsuls Smith an König Georg III. Bei Gori wird der Dargestellte mit den Furchen und dem Mal auf der Wange als "Caius Marius" bezeichnet. Ein ähnlich furchig behandelter Kopf mit gleichfalls rundem Muttermal auf einem Karneol wird bei Kagan und Neverov (AK Paris 2000, Nr. 24/5) als Cicero bezeichnet.
Dieser Typus hatte wegen seiner neuen Ausdrucksmöglichkeit solchen Erfolg, daß er in den verschiedensten Gemmensammlungen vertreten war. In Schloß Rosenborg in Kopenhagen (Inv.Nr. 42-246) findet sich ein ähnliches kantig-furchiges Kameenporträt eines Imperators mit Lorbeerkranz nach links.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 39: "Unbekanter mänlicher Kopf." ("Achat" mit Bleistift hinzugefügt)
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 39: "Unbekannter männlicher Kopf. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 36: "Unbekannter männlicher Kopf. Achat. [Vorgängerinventar] VI 39."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Gori 1767, LVII; Aschengreen Piacenti 1977, S. 80, Nr. 784; Weber 1992, Nr. 164; AK Paris 2000, S. 73, Nr. 24/5
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