Neptun auf einem Felsen sitzend
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-43
Künstler unbekannt
Ort Nürnberg oder Paris (?)
Datierung 2. Hälfte 16. Jh.
Steinschnittart Goldrelief auf Achatplatte
Material Achat
Materialbeschreibung Goldreliefauflage getrieben und ziseliert, befestigt auf Achatplatte mit Hellbraun-Grau-Weiß-Streifung
rundum poliert; mit flacher Vorderseite und gewölbter Rückseite
Form Hochoval
Maße 3,23 x 2,49 x 0,82 cm
Beschriftung Aufkleber, lose: "II 660"
Provenienz 1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand bei der Goldreliefauflage ist ein großer Teil des Gegenstands in der linken Hand Neptuns verloren; an der Achatplatte oben kleinere Randabsplitterung
Beschreibung und Einordnung Bei diesem Exemplar handelt es sich um ein außergewöhnliches Stück. Es ist keine Kamee im eigentlichen Sinn, sondern eine Goldschmiedearbeit, die auf einer Achatplatte wie eine Schmuckapplikation befestigt ist. Dargestellt ist in Reliefarbeit Neptun, auf einem Felsen sitzend, nach rechts blickend. In seiner ausgestreckten linken Hand hält er einen Delphin, in seiner Rechten den Dreizack. Von dem Delphin ist ein großes Teil abgebrochen, so daß er nun wie eine Muschel aussieht.
Der holländische Sammler und Autor Jacob de Wilde (1615-1696) publizierte 1703 sein Prachtwerk "Gemmae selectae antiquae e Museo Jacobi de Wilde sive L Tabulae" (Zazoff 1983/2, S. 45). Auf den 50 Tafeln mit 188 Gemmen findet sich als Nr. 43 ein "Onyx sard. inc. Neptun". Diese Sammlung befindet sich heute in Den Haag (Maaskant-Kleibrink 1978, S. 15ff. mit Anm. 1ff.).
Die Zuordnung des qualitätvollen Goldreliefs ist schwierig. Als bekannteste Zentren dieser Spezialisierung gelten Nürnberg und Paris. In Nürnberg war Wenzel Jamnitzer (Wien um 1570-1585 Nürnberg) der bekannteste Künstler für diese Art von Goldtreibarbeiten.
Die gleiche Neptundarstellung findet sich auf einem Bleirelief ähnlichen Formats in Berlin (Donati 1989, S. 252). Dadurch wird rekonstruierbar, wie der Delphin in der Hand des Neptun ehemals wohl ausgesehen hat. Ein identisches Exemplar in Blei existiert in Neapel (Museo di Capodimonte, Inv.Nr. 11047: Filangieri di Candida 1899, S. 245, 120). Diese Bleireliefs werden dem Steinschneider und Medailleur Giovanni Bernardi (Castel Bolognese 1494-1553 Faenza) zugeschrieben. Bernardi war bereits in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts so berühmt, daß nach seinen Originalen Plaketten gegossen wurden.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 43: "Neptun, (nicht ein Triton). Auf der Linken hält er einen Delphin, in der Rechten einen Dreizack. Er sitzt auf einem Felsen. Die ganze Figur ist mit Golde belegt, wie man viele röm. Kaiserköpfe hat, die in Paris gemacht sind."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 660
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 43: "Neptun mit Dreizack in der Rechten, Delphin auf der Linken, auf einem Felsen sitzend. Gold auf Achat. / Jetzt Pret. V No. 660. / Hier liegt jetzt der Mohrenkopf, bisher Tablette II No. 15." ("Pretiosen" mit Bleistift hinzugefügt)
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 660
Literatur
unpubliziert
Vergleich Molinier 1886, Bd. II, S. 4, 319; Filangieri di Candida 1899, S. 245, 120; Bange 1922, S. 118, 893; Maaskant-Kleibrink 1978, S. 15ff. mit Anm. 1ff.; Zazoff 1983/2, S. 45; Donati 1989, S. 252, Taf. CXXIX
|