Kleopatra mit Schlange
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VII-13
Künstler unbekannt
Ort Mailand
Datierung vor 1620
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedonachat
Materialbeschreibung weißes Relief auf transluzidem hellgrauem Grund
Bildseite stark poliert, Rückseite matt
Form Hochrechteck, mit abgerundeten Ecken
Maße 1,98 x 1,53 x 0,68 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): "114-131" rückseitig Aufkleber (Typ B): "V 13"
Provenienz 1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand ohne Beschädigung
Beschreibung und Einordnung In feiner Präzision ist ein individuelles weibliches Porträt mit Blick nach rechts aus einem Chalcedon herausgearbeitet. Die Reliefdarstellung ist insgesamt stark hinterschnitten, das Profil der Dargestellten zeigt eine Stirn mit hohem Haaransatz, eine etwas überlängte Nase und ein ausgeprägtes Kinn. Die Frisur ist durch geflochtene Zöpfe unterteilt, in den Nacken fällt ein Schleiertuch herab. Ein Umhang mit gleichmäßig enger Fältelung liegt um die Schultern, ihre rechte Brust ist entblößt. Ihr rechter Unterarm liegt unter der Brust horizontal vor dem Körper und bildet damit die Basis der Komposition. Eine Schlange windet sich um den rechten Arm oberhalb des Ellbogens, biegt sich nach rechts und wieder zurück und nähert sich der entblößten rechten Brust, um zuzubeißen. Das Profil der Dargestellten wird stark betont, da der Hinterkopf etwas zu klein gehalten wurde.
Zu erwähnen ist eine verwandte Kleopatra-Kamee der Wiener Kunstkammer, die an einer Prunkkanne mit Kameenbesatz (Inv.Nr. KK XII 175) befestigt ist. Zu der Prunkkanne gehört ein Becken, das in der Wiener Ausstellung "Die Kunst des Steinschnitts" ausgestellt und von Distelberger publiziert wurde (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 239f.). Distelberger datierte das Wiener Ensemble "vor 1620" (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, Nr. 139; Eichler/Kris 1927, S. 37-39).
Ein weiteres verwandtes Stück befindet sich in der Münchner Sammlung (Weber 2001, Nr. 55), jedoch ohne das Schlangenattribut. Ähnlich dargestellt sind bei allen drei Kameen das ausgeprägte knospenförmige Kinn und der im Verhältnis zu kleine Hinterkopf. Möglicherweise stammen alle diese Kameen von demselben Mailänder Steinschneider oder zumindest aus derselben Werkstatt.
Der Kameenbestand an dem Wiener Ensemble müßte im Hinblick auf diesen Kameentypus untersucht werden, da man hier einen terminus ante quem hat. Distelberger stellt fest, daß das Becken nach dem Hochzeitsdatum 1599 von Infantin Isabella Clara Eugenia (1566-1633) mit Erzherzog Albrecht (1559-1621), dem vermutlichen Auftraggeber des Ensembles, wohl in Antwerpen hergestellt wurde (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 239). Die Goldemailornamentik zeigt noch keinen Schotenstil, der sich erst in den zwanziger Jahren ausbreitete. Das Becken weist eine Sammlung von unterschiedlichen geschnittenen Steinen auf. Distelberger bespricht einige vorzügliche Kameen und erwähnt, daß für den Zweck der dekorativen Verwendung einzelne auch neu geschnitten wurden: "Man begann über die Details hinwegzusehen und mehr die Fernwirkung zu suchen." In diesem Zusammenhang muß auch der hier besprochene Kameentypus gesehen werden. Ein Parallelfall findet sich bei der Kasseler Herkules-Kamee B XVI. Tab. B-VII-32, die sich als Variante an dem Becken des Wiener Ensembles befindet. Ob diese Wiener Kameen bereits vor der Herstellung der Goldschmiedearbeit, die Distelberger als "flämisch (Antwerpen?)" einordnet, als vorhandene Gemmensammlung existierten, oder ob sie gezielt für dieses Ensemble hergestellt wurden, wäre zu erforschen.
Stand: April 2006
Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 114: "Fünf Köpfe und Brustbilder in dergleichen. [Nachlaßinventar] 131."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 13: "Cleopatra mit der Schlange an der Brust. Achat. [Inventar Pinder 1873] B VII. 13"
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VII. 13: "Cleopatra, Büste, mit der Schlange. Achat. [Vorgängerinventar] XXI 13"
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 13: "Cleopatra mit Schlange. Achat. [Vorgängerinventar] VII 13"
Literatur
unpubliziert
Vergleich Eichler/Kris 1927, S. 37-39; Weber 2001, Nr. 55, Taf. VII; R. Distelberger, in: AK Wien 2002, S. 239f., Nr. 139
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