Kleopatra
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VII-18
Künstler unbekannt
Ort unbestimmt
Datierung Anfang 17. Jh.
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedonachat
Materialbeschreibung weißes Relief mit hellbraunem Fleck am Hals (konzentriert auf die Schlange) auf transluzidem hellbeigem Grund
Reliefdarstellung matt, der Perlohrring und das Diadem hochglänzend poliert oder speziell behandelt; die Hintergrundfläche der Vorderseite und die Rückseite hoch poliert
Form Hochoval
Maße 3,22 x 2,66 x 0,67 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): "96-102" rückseitig Aufkleber (Typ B): "V 18"
Provenienz 1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand links oben und unten in der Mitte auf der Rückseite jeweils eine muldenartige Absplitterung, die ausgeglichen und poliert wurde
Beschreibung und Einordnung Diese Kamee ist von außergewöhnlicher Schönheit. Die Reliefabstufungen in ihrer Differenziertheit des Steinschnitts sind von einer Meisterhand geschaffen. Der Kopf der Kleopatra ist ins Profil nach rechts gewendet. Auf ihren fein ziseliert und lockig gesträhnten Haaren ein funkelndes Diadem und ein Schleiertuch, am freiliegenden Ohr eine glänzend polierte Perle. Das Schleiertuch fällt in feiner Fältelung herab und zieht sich von der hinteren Wange nach vorne, nach Art der "sterbenden oder toten Kleopatra, die auf dem Tuch liegt" (I. Weber, in: AK Bayreuth 1998, Nr. 146). Der Gesichtsausdruck ist emotionslos, das ausdrucksvoll umschattete Auge erscheint bereits gebrochen. Aus dem Tuch heraus windet sich eine Schlange zu ihrem Hals. Auf dem Hals eine zweite zusammengerollte Schlange, hervorgehoben durch eine hellbraun getönte Farbpartie des Chalcedons. Raffiniert ist die Ausnutzung der Farbverschiedenheit des Steins für die gerollte Schlange und der stark weißliche Glanz der Perle am Ohr; möglicherweise wurde diese Wirkung durch eine künstliche Färbung erreicht.
Eine verwandte Kleopatra-Kamee aus der Berliner Sammlung wurde in der Bayreuther Ausstellung (I. Weber, in: AK Bayreuth 1998, Nr. 146) vorgestellt. Das Berliner Exemplar ist jedoch nicht so qualitätvoll wie das Kasseler, es zeigt insofern eine Variante, als dort drei Schlangen in anderer Form angeordnet sind. Weber datiert die Berliner Kamee "17. bis 18. Jahrhundert" und lokalisiert sie als "cisalpin" (Weber interpretiert entgegen der üblichen Verwendung "cisalpin" als nordalpin).
Eine kleinere und künstlerisch bescheidenere Variante des Kleopatra-Typs in flachem Relief finden wir in der Kasseler Sammlung auf demselben Tablar (B XVI. Tab. B-VII-46), jedoch seitenverkehrt. Die Darstellung basiert auf einem antiken Kleopatra-Exemplar (Wilde 1703, Nr. 34). Bekanntlich tötete sich Kleopatra nach dem Selbstmord des Marc Anton durch einen Natternbiß (Plutarch, Antonius 86). Eine spätere Version des 18. Jahrhunderts desselben Themas mit dem Brustbild der sterbenden Kleopatra findet sich auf einem Intaglio in der Münchner Münzsammlung (Weber 1995, Nr. 403).
Stand: April 2006
Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 96: "Achtzehn Stück Köpfe und allerhand Figuren, in Orientalischen Steinen. [Nachlaßinventar] 102."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 18: "Cleopatra, mit 2 Schlangen am Halse von denen eine zum Busen kriecht. Achat. [Inventar Pinder 1873] B VII. 18"
Inventar Pinder 1873 (B XVI), Tab. VII. 18: "Verschleiertes weibliches Haupt (Cleopatra?) mit zwei Schlangen am Halse. Achat. [Vorgängerinventar] XXI 18"
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 18: "Verschleierter weibliches Haupt (Cleopatra?) mit zwei Schlangen am Hals. Achat. [Vorgängerinventar] VII 18"
Literatur
unpubliziert
Vergleich Wilde 1703, Nr. 34; Furtwängler 1896, Nr. 11415, Taf. 69; Weber 1995, Nr. 403; Weber 1998, Nr. 146
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