Herkules mit Löwenhaupt
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VII-32
Künstler unbekannt
Ort Mailand (?)
Datierung vor 1620
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung dreischichtig: Löwenhaupt mit Fell und Bart des Dargestellten aus der ocker-hellbraunen Schicht, Inkarnat und Schulter aus der mittleren elfenbeinfarbenen Schicht, Grund aus der unteren ocker-hellbraunen Schicht
Bildseite stark poliert, Rückseite matt; auf der Rückseite unregelmäßige Abkantungen
Form Hochoval
Maße 2,58 x 2,12 x 0,59 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): "111-119" rückseitig Aufkleber (Typ B): "V 32"
Provenienz 1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand mehrere kleinere Randabreibungen
Beschreibung und Einordnung Herkules ist im Profil nach rechts dargestellt, der Schulteransatz vom Rücken her gesehen. Völkel und Pinder bezeichnen den Dargestellten in den Inventaren als Commodus mit dem Löwenhaupt des Herkules. Ein Hinweis auf Kaiser Commodus, der als geistig verwirrt galt und sich als Herkules kleidete, wäre der starre und leere Blick, der durch die angebohrte Iris im Auge verstärkt wird. Commodus wird in der Regel mit einem längeren Bart oder unbärtig dargestellt. Bei der hier vorgestellten Kamee ist der Dargestellte jedoch kurzbärtig, wie es in der Antike für Herkules üblich war. Auf dem Kopf trägt er das Löwenhaupt, das Fell fällt in Form eines Umhangs in schüsselartigen Falten in den Nacken.
Die erste der zwölf Taten des Herkules bestand in der Bezwingung des mit Waffen nicht verwundbaren nemeischen Löwen. Herkules erwürgte den Löwen mit den Händen und zog sich dessen Fell über.
Der Stein hat eine charakteristisch honigartig-braune Farbe mit elfenbeinfarbenen Partien an Gesicht und Schulteransatz. Die Rückseite des Steines ist unregelmäßig abgekantet. Daraus kann man schließen, daß der Kameo irgendwo eingelassen war.
Ein erstaunlich verwandtes Stück aus demselben charakteristisch gefärbten Stein befindet sich an einem Prunkbecken eines Ensembles der Wiener Kunstkammer (R. Distelberger, in: AK Wien 2002, Nr. 139), das Distelberger "vor 1620" datiert. Das Wiener Ensemble mit Kameenbesatz ist wohl im Auftrag von Erzherzog Albrecht (1599-1621) entstanden. Ausführlich besprochen wird das Becken bei der Kasseler Kamee B XVI. Tab. B-VII-13, von der sich gleichfalls eine Variante an dem Wiener Ensemble befindet. Die Datierung von Distelberger "vor 1620" beruht auf der Ornamentik des Goldemails, die noch vor der Ausbreitung des Schotenstils liegt, der sich in den zwanziger Jahren auszubreiten begann.
Ein ähnlicher Kameentyp mit einem gestaffelten Doppelbildnis, Omphale vor Herkules (Weber 1992, Nr. 66), befindet sich in der Münzsammlung in München.
Stand: April 2006
Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 111: "Acht Köpfe, von welchen einer eingefaßet, nebst einem goldenen Ring, ebenfalß mit einem Kopf. [Nachlaßinventar] 119."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 32: "Commodus, als Herkules mit dem Löwenfell auf dem Kopfe. Achat. [Inventar Pinder 1873] B VII. 32"
Inventar Pinder 1873 (B XVI), Tab. VII. 32: "Commodus mit der Löwenhaut. Achat. [Vorgängerinventar] XXI 32."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 32: "Commodus mit Löwenhaut. Achat. [Vorgängerinventar] VII 32."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Eichler/Kris 1927, S. 37-39, Abb. 11, 14; Weber 1992, Nr. 66; R. Distelberger, in: AK Wien 2002, Nr. 139
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