Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Männlicher Kopf

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VII-38
Künstler
unbekannt
Ort
Frankreich
Datierung
um 1350; Fassung: wohl zeitgleich
Steinschnittart
Kamee
Material
Hyazinth (heute: Hessonit)
Materialbeschreibung
transluzides Orangerot

rundum poliert; Rückseite leicht konvex
Form
Hochoval, links nierenförmig eingezogen
Fassung
Gold; einfacher Umrandungsreif sich der Silhouette der Kamee anpassend, oben und unten jeweils eine Öse; in der unteren Öse ein dünner kleiner Ring
Maße
2,12 x 1,51 x 0,88 cm
mit Fassung und Ösen 2,82 x 1,68 cm
Beschriftung
rückseitig Aufkleber (Typ D): "663"
Provenienz
1730 wohl Nachlaß Landgraf Karl
Zustand
Beschädigung rechts am Kinn; Randbeschädigung durch die sich anpassende Goldfassung ausgeglichen; der kleine Ring an der unteren Öse der Goldfassung dürfte ein Hinweis auf eine ehemals eingehängte Perle sein



Beschreibung und Einordnung
Diese Kamee mit ihrer leuchtend orangeroten Farbe gehört zu einer Gruppe von Hyazinthsteinen, die relativ selten, aber in allen größeren Museen als Einzelstücke vertreten sind. In den Inventaren und kunsthistorischen Beschreibungen wurden diese Steine als "Hyazinth" bezeichnet. Heute gilt dies als falsch und sie müssen "Hessonit" genannt werden.
Der Frisurentyp mit Mittelscheitel und glatt fallenden Haaren, die sich an den Spitzen in einer Rolle nach außen aufbauschen, spricht für eine männliche Person. In den Inventaren wird irrtümlich von einem weiblichen Kopf gesprochen. Der Kopf en face ist leicht nach rechts geneigt. Hals und Brustansatz erscheinen unbekleidet, lediglich eine kerbartige Querfalte ist herausgearbeitet und gibt dem Kopf kompositionell eine Art Grundlinie. Der Ausdruck des Gesichts bleibt im allgemeinen.
Mit dieser Kamee konnte ein äußerst seltenes mittelalterliches Stück identifiziert werden. Sie kann als französisch um 1350 eingeordnet werden. Vorstellbar wäre, daß diese Rarität aus dem Umkreis des Jean Duc de Berry (1340-1416) stammt, der bereits Steinschneider beschäftigte und eine Gemmensammlung besaß, die dann in die ganze Welt zerstreut wurde.

Stand: April 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 38: "Ein weiblicher Kopf. Hyazint (mit Bleistift: "Hyazintfluß") mit Gold eingefaßt. [Inventar Pinder 1873] B VII. 38"
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 663
Inventar Pinder 1873 (B XVI), Tab. VII. 38: "Weiblicher Kopf. In Gold eingefaßt. Jetzt Pret. V No. 663. Hyazinth. XXI 38. / Pretiosen. / Hier liegt jetzt der Daniel, bisher Tabl. II No. 29."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 663
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 38: "Ein Heiliger, auf einer Seite O ΠP O, auf der anderen Δ N H Λ d. h. Daniel. Onyx. [Vorgängerinventar] II 29."

Literatur
unpubliziert



Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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