Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Muse (?)

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-VI-32
Künstler
Christoph Labhart (1644-1695)
Ort
Kassel
Datierung
um 1690
Steinschnittart
Kamee
Material
Chalcedonachat
Materialbeschreibung
weißes Relief, teilweise leichte Roséfärbung, auf transluzidem hellgrauem Grund

rundum poliert
Form
Hochoval mit begradigten Längsseiten
Maße
2,95 x 2,43 x 0,59 cm
Beschriftung
rückseitig Aufkleber (Typ A): "19-18"
rückseitig Aufkleber (Typ B): "IV 30"
Provenienz
1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand
kleinere Bestoßungen am Rand; feine Risse, vor allem in der rechten unteren Hälfte vom Rand ausgehend; der unregelmäßige Rand und die wohl leicht beschädigte rechte Fußspitze der Dargestellten könnten ein Hinweis auf eine spätere Verkleinerung sein



Beschreibung und Einordnung
Eine mit dem Chiton bekleidete Muse sitzt nach rechts auf einem Steinsockel und hält mit ihrer Linken ein Saiteninstrument, das sie auf ihrem linken Oberschenkel abstützt. Der Kopf ist ins Profil nach rechts gesetzt, die Haare sind in gleichmäßigen Streifen nach hinten gezogen, am Ohr befindet sich ein angedeutetes Perlengehänge. Das gleichmäßig schraffierte Gewand ist knielang und unter der Brust mit einem Gürtel gerafft.
Das Steinpodest geht in eine Bodenleiste über und ist mit einer Girlande aus einem alternierenden Kugel- und Ovalornament geschmückt. Darauf liegt hinter der Sitzenden ein Köcher mit Pfeilen, der sich als Attribut schwerlich einer Muse zuordnen läßt.
Probleme bereitet demnach die Kombination der beiden Attribute 'Saiteninstrument' und 'Köcher mit Pfeilen'. Bei dem Saiteninstrument handelt es sich um eine Phorminx, gespielt in der Regel von Achilleus (Homer, Ilias 9,186), einer viersaitigen Leier mit segmentförmigem Schallkörper. Die Leier (zur Lyra und Kithara weiterentwickelt) als Attribut einer weiblichen Gestalt spricht für die Identifizierung als Muse, möglicherweise Erato (Liebeslyrik-Saiteninstrument) oder eventuell Terpsichore (Tanz-Lyra), wie Völkel vorschlägt. Völkel erwähnt eine Überlieferung, wonach bei der Kamee Orpheus oder Apollo angegeben wurde, es sich aber um eine weibliche Figur handelt, wie die starken Brüste und das darunter gegürtete weibliche Gewand zeigen. Man dachte an Apollo, da er als Attribute Leier sowie Pfeil und Bogen führt.
Zur Zuschreibung an Christoph Labhart vergleiche die verwandte Darstellung der Sappho als sitzender Leierspielerin auf der Doppelkamee B XVI. Tab. B-I-7.

Stand: April 2006

Quellen
Designationsliste (1730) 1753, Nr. 19: "Fünf Stücke von Onyx, worunter ein Kopf und andere Figuren. [Nachlaßinventar] 18."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 32: "Wird für einen Orpheus oder Apollo ausgegeben, es ist aber eine weibliche Figur, wie die starken Brüste und das darunter gegürtete weibliche Gewand zeigen. Da sie eine Leier hält, kann es nichts anders, als eine Muse sein, die Terpsichore oder Erato. Sie sitzt auf einem Stein. Der neue Künstler hat aber noch einen Köcher hinter ihr angebracht, welcher nicht einer Muse zukomt."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 32: "Soll wohl Apollo sein? Oder eine Muse? Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 30: "Apollo? oder Muse? Achat. [Vorgängerinventar] VI 32."

Literatur
unpubliziert



Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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