Weibliches Brustbild  
 
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-13 
Künstler   unbekannt 
Ort   unbestimmt 
Datierung   römisch (?); Fassung: wohl 16. Jh. 
Steinschnittart   Kamee 
Material   Hyazinth (heute: Hessonit) 
Materialbeschreibung   transluzid, in Ocker-Orange; die silhouettierte Büste ist zweiteilig in Kopf und Oberkörper separiert; Rückseiten ausgeschlegelt 
  rundum poliert; kleine Durchbohrung oben an der Stirn zur geplanten Befestigung eines wohl verlorenen Metallgegenstands 
Form   entsprechend der Konturen der Dargestellten ausgeschnitten 
Fassung   Silber, vergoldet; eine Randfassung hält die Figur entlang der Konturen, als Ornamentstreifen alternierend Palmetten- und Volutendekor. 
Maße   3,24 x 3,05 x 1,19 cm mit Fassung  mit Fassung 3,83 x 3,83 cm  
Beschriftung   rückseitig Aufkleber, wohl falsch (Typ E): "663"  
Provenienz   1753 Kunsthaus 
Zustand   Oberkörper paßt nicht exakt in den Gewandausschnitt; an der Halspartie leichte Risse 
  Beschreibung und Einordnung  Dieses eindrucksvolle Stück zeigt ein weibliches Brustbild in Vorderansicht, den Kopf leicht nach links geneigt. Das gleichmäßig gewellte und gescheitelte Haar war möglicherweise von einem verlorengegangenen Stirnschmuck überkrönt. Das gefältelte Gewand wird über den beiden Schultern jeweils von einer vertieft gearbeiteten Schließe gehalten. Am runden Halsausschnitt eine Borte mit vertikalen Strichelungen. 
Völkel gibt im Steininventar von 1791 "Kleopatra (ungewisse Benennung)" an, Pinder (1873) allgemeiner "Weibliches Brustbild". Die Kamee bietet jedoch keinen Hinweis auf eine Identifizierung als Kleopatra. 
Bei der hier besprochenen sehr hochwertigen Kamee wäre ein applizierter palmettenförmiger Stirnschmuck, möglicherweise aus Metall, vorstellbar, ähnlich wie bei einer ebenfalls aus Hyazinth gearbeiteten Kleopatra-Kamee in Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 155). 
Ungewöhnlich und singulär an dem Hessonit ist, daß er aus zwei Teilen besteht. Ob die Separierung von Kopf- und Brustteil durch einen Materialbruch hervorgerufen und eine Korrektur durch ein Abschleifen vorgenommen wurde, oder ob eine spätere Überarbeitung stattfand, läßt sich nicht entscheiden. Jedenfalls paßt der Hals nicht oder nicht mehr exakt in den Gewandausschnitt hinein. Vorstellbar wäre auch, daß der Kopf bereits vorhanden war und die Büste nachträglich hinzugefügt wurde. Gegen diese These spricht jedoch die Übereinstimmung der Steinfarbe beider Teile. 
Die Datierung ist hier besonders schwierig und das Urteil kontrovers. Getrud Platz-Horster (Staatliche Museen Berlin, Antikensammlung) hält dieses Stück aufgrund einer Abbildung für antik, Erika Zwierlein-Diehl (Archäologisches Institut der Universität Bonn) dagegen für neuzeitlich. 
 
Stand: April 2006
  Quellen  
 Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 13: "Kleopatra (ungewiße Benennung). Hyazinth. / In vergoldeter Einfassung." 
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 637 
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. IV. 13: "Weibliches Brustbild. Hyazinth. In vergoldeter Einfassung. / Pretiosen / Jetzt Pret. V. No 637 / Hier liegt jetzt der Orpheus, früher Tablette IX No 46." 
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 637 
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 11: "Orpheus mit der Violine, von zahmen Thieren umringt. Grüner und rother Jaspis."
  Literatur 
unpubliziert
    
Vergleich   Eichler/Kris 1927, Nr. 155, Taf. 23 
  
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