Weiblicher Kopf mit Lorbeer
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-44
Künstler unbekannt
Ort Frankreich
Datierung um 1550-1560; Fassung: zeitgleich
Steinschnittart Kamee in einem Anhänger
Material Achat
Materialbeschreibung dreischichtig: Frisur und Gewand aus der obersten braunen Schicht; Inkarnat und Umrandungsstreifen aus der mittleren weiß-bläulichen Schicht; Hintergrund schwarzbraun
rundum poliert
Form Kreisform
Fassung Gold, emailliert; Randfassung mit goldenem Streifen- und Rankenmuster auf schwarzem Grund; oben und unten Öse; zur Rückseite hin Zackenband
Maße 2,1 x 2,1 x 0,37 cm mit Fassung und Ösen 3,98 x 2,74 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ D): "593"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand Kamee ohne Beschädigung; Fassung: auf der Rückseite sind mehrere Zacken verloren
Beschreibung und Einordnung Vor uns steht ein Kleinod von hervorragender Qualität, sowohl was den Steinschnitt als auch was die Goldschmiedearbeit angeht. Es beeindruckt durch die Abstimmung der relativ flach gearbeiteten kreisförmigen Kamee auf die kostbare Rahmung einer Goldemailarbeit in Gold-Schwarz. Der Steinschneider verwendete einen farblich differenzierten dreifarbigen Sardonyx. Den Grund bildet die untere schwarze Schicht, die mittlere weiße Schicht wurde für den kreisrunden Umrahmungsstreifen und für das Inkarnat verwendet. Die obere hellbraune Schicht ist für das Haar mit dem Lorbeerkranz, das Perlengehänge am Ohr und das Gewandstück, das auf der rechten Schulter mit einer runden Fibel geschlossen wird, genutzt. Der straff gebundene Haarknoten, aus dem sich einzelne Löckchen lösen, ist aus der weißen Schicht.
Der nach rechts gewendete Frauenkopf basiert auf einem antiken Typus. Beispielhaft können eine Kamee im Archäologischen Museum in Florenz (Tondo 1996, Nr. 169) angeführt werden, die wohl eine Kaiserin der konstantinischen Dynastie (4. Jh. n. Chr.) darstellt, und ein hellenistisches Stück einer Bacchantin in der Bibliothèque Nationale in Paris (Vollenweider 1995, Nr. 221; Babelon 1897, Nr. 89). Weshalb Völkel die Dargestellte als Semiramis bezeichnet, ist vom heutigen Forschungsstand aus nicht nachvollziehbar. Erika Zwierlein-Diehl (Archäologisches Institut der Universität Bonn) hält die Kamee für nicht antik.
Die Fassung mit der charakteristischen Goldranke auf schwarzem Grund spricht für eine französische Provenienz um 1550-60. Die Steinschnittarbeit wird wohl gleichzeitig, als frühe Antikenkopie in der Renaissance, und ebenfalls von einem französischen Steinschneider ausgeführt worden sein bzw. von einem italienischen Steinschneider in Frankreich. Der Stil war international und der Künstleraustausch intensiv.
Die feststehenden Ösen dienten zur möglichen Befestigung auf einem Stoff und für eine Verwendung als Agraffe.
Eine in der Technik verwandte Kamee mit der Darstellung von Luna-Selene (Weber 1992, Nr. 194), die ins 17. Jahrhundert datiert wird, befindet sich in der Münchner Münzsammlung. Die verschiedenen Schichten sind hier ähnlich flach bearbeitet. Der Kasseler Kameo ist jedoch früher zu datieren und kann wie seine Fassung in die 2. Hälfte des 16. Jahrhundert gesetzt werden.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 44: "Semiramis. Sardonyx."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 642
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 44: "Weiblicher Kopf mit Lorbeer. Sardonyx. Schmelzeinfassung als Medaillon. / Pretiosen / Jetzt Pret. V. No 642 / Lücke."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 642
Inventar Pinder 1882-1897 (B V): "Hier ist ein leeres Feld."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Babelon 1897, Nr. 89, Taf. X; Vollenweider 1995, Nr. 221, Taf. 103; Tondo 1996, S. 47, Nr. 169
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