Bacchusfest
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-50
Künstler unbekannt
Ort unbestimmt
Datierung römisch; Fassung: unbestimmt
Steinschnittart Kamee
Material Milchstein (Jaspis?)
Materialbeschreibung in milchigem Hellbeige mit einem grauen breitovalen "Auge" auf der Rückseite
rundum schwach poliert
Form Breitoval
Fassung profilierter Silberreif, am Rand auffällig ungeglättet; zur Rückseite hin übergreifende Zacken
Maße 1,8 x 2,6 x 0,43 cm mit Fassung 2,59 x 3,34 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ D): "46-84"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand insgesamt stark abgerieben
Beschreibung und Einordnung Diese Kamee aus ungebräuchlichem Material, ist ungewöhnlich flach und linear gearbeitet, die Vorderseite des Milchopals ist leicht gewölbt. Im Erscheinungsbild handelt es sich hier um ein völlig singuläres Exemplar, für das bisher keine Parallelen gefunden werden konnten. In dichtgedrängter Darstellung liegt eine schlafende Mänade mit einem Tympanon im Vordergrund rechts, hinter ihr am rechten Rand ein liegender Mann (Bacchus?). Im Mittelgrund links ein kleines nach vorne gebeugtes Kind, dahinter eine geflügelte Gestalt in Rückenpose, wohl Viktoria, und eine weitere Person um einen Krater. Im rechten Bildteil eine von der Mitte nach rechts ziehende Frau mit einer Früchteschwinge (Liknon), neben ihr rechts ein Satyr.
Eine gewisse Verwandtschaft zeigt sich in der flachen Bearbeitungsweise und in der Fülle der Figuren zu einer Gruppe von Muschelkameen in der Kunstkammer in Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 186-187), die sich ebenfalls mit bacchischen Themen befassen und "Italien, 16. Jahrhundert" eingeordnet werden. Diese Serie geht auf eine Plakettenkomposition (Planiscig 1919, Nr. 400 und Bange 1922, Nr. 10) zurück. Berliner stellte fest, daß diese Gruppe von dem in Rom tätigen Flamen Jacob Corn. Cobaert (gest. 1615) nach einer Zeichnung und einem Modell Guglielmo della Portas (gest. 1577) ausgeführt wurde (Berliner 1921/22, S. 134). Erika Zwierlein-Diehl (Archäologisches Institut der Universität Bonn) hält diese Kamee für antik.
Der Aufklebezettel "46-48" auf der Rückseite stimmt nicht mit der Numerierung der Designationsliste (1730) 1753 überein.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 50: "Ein Bacchanal. Milchstein."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 643
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. IV. 50: "Ein Bacchusfest. Milchstein. In metallener Einfassung. / Pretiosen / Jetzt Pret. V No. 643. / Hier liegt jetzt die Arche Noah, bisher Tablette III No. 31."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 643
Literatur
unpubliziert
Vergleich Eichler/Kris 1927, Nr. 186f.; Planiscig 1919, Nr. 400; Bange 1922, Nr. 10; Berliner 1921/22, S. 134
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