Minerva
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-6
Künstler unbekannt
Ort Oberitalien
Datierung um 1600
Steinschnittart Kamee
Material Chalcedonachat
Materialbeschreibung milchig weißes Relief auf grau geflecktem weißem Grund; Rückseite mit dunkelgrauer horizontaler Streifung; unausgeglichener grob belassener Rand
Vorderseite mit hoher Politur, Rückseite schwach poliert
Form Hochrechteck mit abgerundeten Ecken
Maße 2,63 x 2,15 x 0,88 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ B): "II 6"
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand links unten Fehlstelle, links oben kleinere Randbeschädigung
Beschreibung und Einordnung Das in zahlreichen Varianten dargestellte Brustbild der Minerva in Schuppenpanzer und mit Helm auf langem offenem Haar. Der Körper in Dreiviertelansicht, der Kopf ins Profil nach links gewendet. Das Visier des Helmes in Form einer bärtigen Maske, am Helmkessel Ranken, darüber ein Federbusch, das Ohr liegt frei.
Charakteristisch für diese Kamee sind der kraftvolle Schnitt und der Glanz, der durch das starke Polieren der Oberfläche erzeugt wurde, auffällig am Profil das scharfe Kinn und der eingezogene Mund. Eine eng verwandte Minerva-Kamee bei Horst Ulbo Bauer (Bauer 1963, Nr. 36) und bei Weber (Weber 1992, Nr. 67), beide größer und mit Gorgoneion. Bei Weber (Weber 1992, Nr. 67) wird eine weitere Minerva-Kamee mit Inv.Nr. 637 erwähnt, die wie die hier besprochene Kamee kein Gorgoneion und vermutlich dieselbe Größe hat.
Der Minerva-Typus ist auf Steinschnitten des 16./17. Jahrhunderts sehr häufig vertreten, vor allem bei Applikationskameen für Pokale, Schalen oder ähnliche Objekte der Goldschmiedekunst. Einige Kameen dieser Serienproduktion stammen aus derselben Werkstatt, waren möglicherweise an demselben Gegenstand befestigt und könnten von dem Vorbesitzer Capello nach ihrer Separierung als Einzelstücke an Landgraf Karl und an Johann Wilhelm von der Pfalz verkauft worden sein.
Obwohl das vorliegende Stück von Lenz in der Verlustliste der 1813 nach Paris entführten Gemmen aufgeführt ist, trägt es einen entsprechenden Aufkleber des 19. Jahrhunderts ("II 6", Typ B, Inventar Pinder 1882-1897) und paßt auch größenmäßig recht gut in die Tablarmulde, so daß man davon ausgehen kann, daß es sich um das ursprüngliche Stück handelt.
Stand: April 2006
Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 6: "Pallas oder Minerva in Or. Achat. / Bey der Zurücklieferung der nach Paris 1813 geschleppten Gemmen hat dieser unter nro 6 beschriebene, so wie auch nro 49. 56. 58. 62. 63. 64 u. der an die Stelle des Ganymeds 54 gelegte Stein, welcher auf der schwarzen Tablette p. 252 sich befand, gefehlt. Es ist darüber ein procès verbal aufgesetzt worden, den der ehemalige Westphál: Minister Gr. v. Fürstenstein, der geheime RegierungsRath von Lepel, ich und der GalerieInspector Robert unterschrieben haben, und welcher bey den Original Bescheinigungen über die aus dem Museum verabfolgten Sachen liegt."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. IV. 6: "Pallas oder Minerva. Or. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 6: "Pallas. Or. Achat."
Literatur
unpubliziert
Vergleich Bauer 1963, Nr. 36 (mit weiterer Lit.); Weber 1992, Nr. 67
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