Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Halbfigur des Propheten Daniel

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-29
Künstler
unbekannt
Ort
Byzanz
Datierung
1. Hälfte 13. Jh.
Steinschnittart
Kamee
Material
Sardonyx
Materialbeschreibung
dreischichtig: Relief in Mittel- bis Dunkelbraun auf weißem Grund, Rückschicht von Grau bis Dunkelbraun

rundum matte Politur; gerader Rand mit leichter Abschrägung
Form
Hochoval
Maße
2,33 x 1,67 x 1,09 cm
Beschriftung
griechische Buchstaben im Feld links: "O / ΠP/O"; rechts: "Δ/N/H/Λ"
Provenienz
1753 Kunsthaus
Zustand
insgesamt Abrieb, auf der Rückseite starke Randabschläge, wohl von einer ehemaligen Befestigung
K90275  Bild1
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Beschreibung und Einordnung
Daniel in Frontalansicht ist im üblichen Schema jugendlich und bartlos dargestellt. Seine Attribute sind Judenhut und Spruchband. Sein Überwurf ist an der Brust durch eine Schließe zusammengefaßt. Vor seinem Körper hält der Prophet die Papyrusrolle quer, darauf sind undeutliche Buchstaben zu erkennen. Die Formgebung ist insgesamt auf das Wesentliche reduziert, der zusammenfassende Umriß dominiert über die Binnenform. Der Nimbus und die Buchstaben links und rechts sind schwach in den hellen Grund eingeritzt. Auffällig ist die starke Basis des Steinschnitts.
Diese Kamee gehört zu den fünf Sardonyxkameen (B XVI. Tab. B-II-14, B XVI. Tab. B-II-22, B XVI. Tab. B-II-25, B XVI. Tab. B-II-28, B XVI. Tab. B-II-29), die Wentzel als byzantinische Gruppe der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zusammenfaßt (Wentzel 1960, S. 93). Wentzel vertritt die Ansicht, daß die besten byzantinischen Daniel-Kameen den Propheten als Halbfigur zeigen: "so je ein Exemplar in Kassel (Hess. Landesmuseum) und in Venedig (Museo Correr, Inv.Nr. 501), beide 2,3 cm groß" (Wentzel 1957/2, S. 52). Bei der Kasseler Figur vermutet er, daß der Steinschnitt formelhaft ältere und reicher differenzierte Vorbilder aus Heliotrop und anderen Halbedelsteinen wiederholt (Wentzel 1960, S. 93). Auffällig ist die Ähnlichkeit des Gesichtstyps des Propheten Daniel von Sagorsk (Wentzel 1960, Abb. 96), so daß Wentzel sogar (Wentzel 1960, S. 93) von derselben Werkstatt oder derselben Werkstatt-Tradition spricht.
Putzko ordnet byzantinische oder ihnen nachgebildete Kameen (Putzko 1975, S. 174f.) nach ikonographischen Merkmalen einer Gruppe zu, bei der die "frontale Darstellung des himmlischen Kriegers charakteristisch ist, mit dem Schwert in der Rechten und der Scheide in der Linken". Als Variante rechnet er auch den Kasseler Sardonyx dazu.

Stand: April 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 29: "Ein griechischer Prälat."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 29: "Ein Heiliger: auf einer Seite von ihm: O ΠP O, auf der andern: Δ N H Λ d. h. Daniel. Onyx. / Verlegt / Jetzt Tablette VII No 38."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 38: "Ein Heiliger, auf einer Seite O ΠP O auf der andern Δ N H Λ d. h. Daniel. Onyx. [Vorgängerinventar] II 29."

Literatur
Wentzel 1956, S. 273, Nr. 109; Wentzel 1957, S. 52; Wentzel 1960, S. 92f., Abb. 88; Putzko 1975, S. 174f.



Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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