Beschreibung und Einordnung Der moosgrüne Stein zeigt ein weibliches Brustbild in Vorderansicht, den Kopf leicht nach rechts gewendet. Die Büste ist in hohem Relief herausgearbeitet. Das Gewand liegt über ihrer rechten Schulter, ihre linke Brust und Schulter sind entblößt. In dem gleichmäßig gewellten Haar ein breites Band. Die Nase ist schwer beschädigt. Bereits Möbius erwähnt, daß sie "mit einem Stiftchen angestückt war und fehlt" (Möbius 1929, S. 53).
Völkel nennt die Dargestellte im Inventar "Diana (ungewiß)", Pinder "Dianen oder Amazonen-Kopf". Auf Diana weist kein Attribut hin, es handelt sich eher um eine Amazone. Erika Zwierlein-Diehl (Archäologisches Institut der Universität Bonn) schlägt Venus vor. Sie weist auf eine vergleichbare Büste der Antonia minor im Archäologischen Museum in Florenz hin (Megow 1987, Nr. D 3, Taf. 7,13. 14).
Möbius weist im Zusammenhang mit diesem Stück auf die Schwierigkeit hin, antike Kameen von ihren Nachbildungen zu unterscheiden (Möbius 1929, S. 53). Dies erfordere ganz besondere Kennerschaft. Trotzdem wagte er es, diese Kamee für eine Schöpfung der römischen Kaiserzeit zu erklären. Er schreibt sie der augusteischen Epoche zu und beruft sich auf die "kräftige Bildung des runden Gesichts und der kleinen, weit auseinanderstehenden Brüste, ferner auf die einfache Anordnung des Haares und Gewandes, wie sie Renaissance- und Barockwerke nicht zeigen". Er streicht das "stark plastische Empfinden" heraus und erwähnt, daß der "Farbenkontrast fehlt". Zwierlein-Diehl hält diese Kamee gleichfalls für antik. Irritierend findet sie allerdings das vom Diadem aus nach oben geführte Band und die doppelte Kringellocke am rechten Ohr.
Der stilistische Unterschied wird beim Vergleich mit einer antikisierenden venezianischen Kleopatra-Kameo der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts aus der Kunstkammer in Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 159 und Kris 1929, Nr. 136) evident. Die Dargestellte auf der Kasseler Kamee ist dagegen in einfachen klassischen Formen und kraftvoll plastisch gestaltet. Die Wiener Kleopatra wirkt demgegenüber manieriert.
Die zurückhaltende, aber sehr feingliedrige Goldfassung stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert.
Stand: April 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 16: "Diana (ungewiß). Plasma od. Smaragd."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 640
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. IV. 16: "Dianen oder Amazonen-Kopf. Prasima. In goldener Einfassung. / Pretiosen / Jetzt Pret. V. No 640 / Hier liegt jetzt der Löwe, bisher Tablette IX No. 31."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. V. 640
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 13: "Ein Löwe, brauner Achat."
Literatur Möbius 1929, S. 53, Taf. 15c
Vergleich Eichler/Kris 1927, Nr. 159, Taf. 44; Kris 1929, Nr. 136, Taf. 30; Megow 1987, Nr. D 3, Taf. 7,13.14
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