Beschreibung und Einordnung Der doppelseitige Kameo ist von hoher Qualität. Wahrscheinlich ist das Imperatorenbild als Hauptseite zu verstehen. Effektvoll ist das helle weibliche Porträt im Gegensatz zu dem dunkleren Imperatorenporträt. Die Brustbilder sind harmonisch in die hochovale Form komponiert.
Das männliche Bildnis ist aus der mittelbraunen Schicht herausgearbeitet. Ein römischer Imperator im strengen Profil blickt nach links, er trägt einen Lorbeerkranz mit Binde. Unter der Toga ist die Rüstung auf der linken Achsel mit einem bärtigen Maskaron breit verziert. Der Imperator ist schwer zu bestimmen, es könnte Augustus oder Tiberius (vgl. Weber 1992, Nr. 152) gemeint sein. Ein stilistisch und typologisch verwandter Imperatoren-Kameo in der Münchner Sammlung (Weber 2001, Nr. 282) wird von Weber als "Prag, Mitte 17. Jahrhundert" eingeordnet. Bei dem Kasseler Stück könnte man an die späte Miseroni-Werkstatt in Prag oder Mailand denken.
Auf der Gegenseite, die ebenso in Relieftechnik als Kameo herausgearbeitet wurde, ist ein weibliches Brustbild dargestellt, das im Profil gleichfalls nach links gerichtet ist. Die Dargestellte trägt eine kunstvolle Frisur und einen Ohrring. Der Steinschneider hat hier die weiße Schicht benutzt, die durch ihre kristalline Wolkigkeit die Weichheit der Formen verstärkt. Schulter und linke Brust sind entblößt. Über ihrer rechten Schulter liegt ein Umhang, in kräftigem Faltenstil ausgearbeitet. Der Typus 'Weibliches Brustbild mit linker entblößter Brust' ist seit dem 16. Jahrhundert und vor allem im 17. Jahrhundert weit verbreitet. Weber erwähnt bei einer Kamee mit der Darstellung einer Skylla (Weber 1992, Nr. 125) als Vergleichsbeispiel des frühen 17. Jahrhunderts das hier besprochene Exemplar. Eine gewisse Stilähnlichkeit findet sich auch bei einem weiteren Münchner Kameo (Weber 1992, Nr. 133), sowohl insgesamt als auch bei Details wie der Fältelung des Umhangs oder dem angeschnittenen Oberarm an der Schulter.
Erika Zwierlein-Diehl (Archäologisches Institut der Universität Bonn) ist der Ansicht, es könnte Caesar mit Kleopatra oder Augustus mit Livia gemeint sein. Im 17. Jahrhundert wurden Kaiserinnen durchaus mit entblößter Brust dargestellt.
Stand: April 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. XXIII. 7: "Auf beiden Seiten geschnitten. Auf der einen eine mänliche Büste, auf der andern eine weibliche."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. VI. 7: "Auf einer Seite weiblicher Kopf, auf der andern männlicher beide aus römischer Imperatorenfamilie. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 6: "Auf einer Seite weiblicher Kopf, auf der andern männlicher Kopf, beide aus römischer Imperatorenfamilie. [Vorgängerinventar] VI 7."
Literatur Weber 1992, Nr. 125
Vergleich Weber 1992, Nr. 133, 152; Weber 2001, S. 147, Nr. 282
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