Beschreibung und Einordnung Die Wirkung der kleinen Frauenbüste beruht vor allem auf dem transluziden orangeroten Stein und dem dadurch entstehenden Leuchten. Das Gesicht in Vorderansicht mit gescheitelten Haaren ist mit einfachen Schnitten gearbeitet. Um die Schultern ein mit linearer Faltengebung angedeutetes Gewand.
Dieses Exemplar gehört zu einer Gruppe von Hyazinthkameen, die aus Italien stammen und verhältnismäßig früh zu datieren sind. Möglicherweise ist das hier besprochene Stück eine frühe Antikenrezeption des 14. oder 15. Jahrhunderts. Stilistisch kann diese Kamee dem paduanisch-venezianischen Kreis zugeordnet werden.
Ähnliche Exemplare befinden sich in London (Dalton 1915, Nr. 28, 480-483) und Wien (Eichler/Kris 1927, Nr. 156, 161), die jedoch alle nicht silhouettiert sind. Größtenteils werden sie dort als Mänaden bezeichnet. Auffällig ist bei dieser Steingruppe, daß alle en face- oder Dreiviertel-Darstellungen aufweisen und einen undifferenzierten Stil zeigen. Hyazinthe sind sehr schwierig zu bearbeiten, so daß nicht nur aus dem Stilwollen heraus, sondern auch aufgrund der schwierigen Steinbehandlung ein relativ einfacher Gemmenschnitt resultiert.
Die in Inventaren und Katalogen gebräuchliche Bezeichnung "Hyazinth" ist nicht mehr haltbar, die heutige Bezeichnung muß "Hessonit" lauten. Zeitweilig wurde vermutet, daß es sich um eine Edelsteinimitation handelt. Die naturwissenschaftliche Untersuchung ergab, daß es sich um Hessonit und auf keinen Fall um Glas handelt.
Stand: April 2006
Quellen Designationsliste (1730) 1753, Nr. 45: "Ein Köpfchen von Hyacinth. [Nachlaßinventar] 45."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 54: "Eine Büste der Cleopatra. Hyazint. [Inventar Pinder 1873] B VII. 54"
Inventar Pinder 1873 (B XVI), Tab. VII. 54: "Weibliches Köpfchen (rund gearbeitet). Hyacinth. [Vorgängerinventar] XXI 54"
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. V. 54: "Weibl. Köpfchen, rund gearbeitet. Hyacinth. [Vorgängerinventar] VII 54"
Literatur unpubliziert
Vergleich Dalton 1915, S. 8, Nr. 28 u. S. 64, Nr. 480-483, Taf. 14; Eichler/Kris 1927, S. 103f., Nr. 156, 161, beide Taf. 69 (mit weiterer Lit.); Kris 1929, S. 159, Nr. 132
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