Beschreibung und Einordnung Fauna, eine nackte Frau mit wehenden langen Haaren, in leicht gebückter Haltung nach rechts in tanzender Bewegung. Sie hält mit beiden Händen die Arme eines kleinen Knaben fest und läßt ihn auf ihrem gehobenen rechten Fuß balancieren. Links eine abstrahierte Andeutung von felsig gezackter Landschaft. Die gesamte Darstellung umrahmt von einer Randlinie, im Feld oben rechts Umschrift "FAVNA".
Bei Fauna handelt es sich wie bei Faunus um eine Gottheit, die die Fruchtbarkeit von Vieh und Feld fördert. Sie ist Schwester und Gattin des Faunus, von den Römern wurde sie auch als Bona Dea verehrt. Nach Cassius Dio zeugte Herkules mit der Frau des Königs Faunus den Latinus (Roscher 1884-1937, Bd. I.2, S. 1454).
Eine gewisse Ähnlichkeit zu diesem singulären Werk hat in der flachen medaillenartigen Ritzlinientechnik, der Umschriftverwendung und der Randlinienbegrenzung ein Lapislazuli-Kameo der Münchner Münzsammlung (Weber 1992, Nr. 8). Es ist bekannt, daß Alessandro Cesati, mit dem Beinamen "Grecchetto", der von 1540 bis 1561 an der päpstlichen Münze tätig war, in die Gemmoglyptik eine technische Neuheit einführte, indem er die Darstellung nur einritzte und damit sozusagen "gravierte Gemmen" schuf (Kris 1929, S. 74f.). Das Oeuvre des Cesati konnte noch nicht zusammengestellt werden, so daß eine Zuschreibung dieses Heliotrops an Cesati auch nicht möglich ist. Cesati wurde von Vasari gerühmt, darauf basieren Kris' Zuschreibungen von "gravierten Gemmen" (Kris 1929, Nr. 299-305, Taf. 74). Unter ihnen befindet sich ein doppelseitig geschnittener Stein der Münchner Münzsammlung (Weber 1992, Nr. 367), den Weber jedoch für Cesati ablehnt, "weil authentische Gemmen von Cesati fehlen" und den Kameo ins 1. Viertel des 17. Jahrhunderts datiert.
Denkbar wäre bei dem Kasseler Stück ebenfalls eine Datierung ins 17. Jahrhundert. Für die Darstellung könnte eine Medaille der italienischen Frührenaissance als Vorlage gedient haben.
Stand: April 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. XXIV. 6: "Die Fauna, welche ein Kind auf dem Fuße springen läßt - FAVNA. Grün. Jaspis."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. I. 6: "Fauna mit einem Kinde. Grüner Jaspis. Inschrift FAVNA."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. IV. 118
Literatur unpubliziert
Vergleich Roscher 1884-1937, Bd. I.2, S. 1454; Kris 1929, Nr. 299-305, Taf. 74 u. S. 74f.; Weber 1992, Nr. 8, 367
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