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Katalog der nachantiken Kameen



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Halbfigur des Evangelisten Johannes

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-II-11
Künstler
unbekannt
Ort
Byzanz
Datierung
vor 1000
Steinschnittart
Kamee
Material
Heliotrop
Materialbeschreibung
dunkelgrün mit schmalen rostroten Partien

rundum poliert
Form
annähernd Kreisform
Maße
3,72 x 3,31 x 0,98 cm
Beschriftung
griechische Beischrift im Feld links: "Γ / Θ / ιω"; rechts: "O / ΘE/OC"
auf der Rückseite ganzseitig ein zweischenkliges Kreuz, darunter kleiner Querstrich und Punkt
Provenienz
1753 Kunsthaus
Zustand
rechts oben Fehlstelle bei der Inschrift und zwei möglicherweise geglättete Randabsplitterungen, rechts unterhalb der Mitte zur Rückseite hin größere Randabsplitterung, unten kleinere Randbeschädigung, links flache Randabsplitterung
K90407  Bild1
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Beschreibung und Einordnung
Ein griechischer Patriarch in Halbfigur und strenger Frontalität, wohl der Evangelist Johannes. Der vollbärtige Kopf, leicht nach links geneigt, mit großem Nimbus. Das greisenhafte Gesicht ist durchmodelliert. Das Gewand mit Umhang, die Hände und das Buch sind plan und gehen weich ineinander über. Das Buch hält der Heilige unter seinem linken Arm, mit seiner Rechten beziehungsweise mit dem Zeigefinger weist er auf die Bibel.
Wentzel diskutiert diesen Kameo wie die beiden anderen Heliotropkameen (B XVI. Tab. B-II-5 und B XVI. Tab. B-II-20) ausführlich. Er hält alle drei für byzantinisch und datiert den vorliegenden Kameo ins 10. Jahrhundert (Wentzel 1960, Abb. 85).
Verblüffend ähnlich ist eine byzantinische Kamee des Evangelisten Johannes als Schmuckbesatz an dem Prachteinband des berühmten Evangeliars Ottos III. (Clm 4453) vom Ende des 10. Jahrhunderts. Wie bei der Kasseler Kamee spricht Wentzel von einer nicht sehr scharfen und präzisen Oberfläche, die merkwürdig geglättet und abgerieben ist (Wentzel 1959, S. 19, Abb. 9 auf S. 15). Die Ursache davon sieht Wentzel darin, daß diese Kamee beträchtliche Zeit "gebraucht" worden ist, also wohl als Schmuckstück gedient hat.
Byzantinische Gemmen dieser Art waren in Venedig verbreitet, wo sie eine umfangreiche Glaspasten-Produktion von Pilgerandenken anregten (Gardner 2001, S. 16, Abb. 19).

Stand: April 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VI. 11: "Ein griechischer Patriarch. Jaspis."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 11: "Griechischer Heiliger mit Heiligenschein und einigen Schriftzeichen ιω vielleicht Johannes? Jaspis grün. / Verlegt / Jetzt Tablette VI No 28."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. IV. 26: "Griechischer Heiliger mit Heiligenschein und einigen Schriftzeichen ιω viell. Johannes? Grüner Jaspis. [Vorgängerinventar] II 11."

Literatur
Wentzel 1960, S. 90f., Abb. 85; Gardner 2001, S. 16, Abb. 19

Vergleich
Wentzel 1959, S. 19, Abb. 9 auf S. 15


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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