Museumslandschaft Hessen Kassel

   
Katalog der nachantiken Kameen



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Omphale mit Löwenfell

Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-31
Künstler
unbekannt
Ort
unbestimmt
Datierung
Anfang / Mitte 17. Jh.
Steinschnittart
Kamee
Material
Karneolonyx
Materialbeschreibung
dreischichtig: Löwenhaupt mit dem Fellhaar honigfarben; Inkarnat und Fellhaare am Rand aus der mittleren weißen Schicht; Hintergrund aus der unteren orangefarbenen Schicht

Bildseite stark poliert, Rückseite matt
Form
Hochoval
Maße
2,62 x 1,9 x 0,51 cm
Provenienz
1753 Kunsthaus
Zustand
links oben größere Randabsplitterung; rechts zwei Randabsplitterungen; auf Wange und Löwenfell zwei vertikale Haarrisse
K90291  Bild1
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Beschreibung und Einordnung
Der Omphalekopf ist ins Profil nach rechts gesetzt, mit individuell geprägtem Gesichtsschnitt durch die überlängte Nase, den geöffneten Mund und das etwas stumpfe Kinn. Das Löwenhaupt ist mit dem aufgerissenen Rachen über den Kopf gestülpt, das Fell fällt in flammenartigen Strähnen herab, der Halsabschnitt ist mit dem nur angedeuteten Löwenknoten abgeschlossen.
Die relativ flach gearbeitete Kamee geht auf einen bestimmten antiken Typus des jugendlichen Herkules mit Löwenfell zurück, der sehr verbreitet war. Das berühmteste Exemplar, eine Sardonyxkamee "Herakles mit Löwenfell", befindet sich im Museo Nazionale in Neapel (Vollenweider 1966, S. 107, Taf. 42, Abb. 3 und Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 858, Taf. 149). Eine Variante dieses Herkulestyps mit etwas abweichendem Profil und Ohraussparung entspricht der vorliegenden Kamee noch mehr. Als Glaspaste finden wir diesen Kameo im Martin-von-Wagner-Museum in Würzburg (Zwierlein-Diehl 1986, Nr. 388, Taf. 70). Zwierlein-Diehl erwähnt, daß dieser Typus wohl irrtümlich auf das Siegel des Augustus zurückgeführt wird und diskutiert die Frage, ob Alexander gemeint war.
Ein populäres nachantikes Exemplar findet sich in einem Anhänger im British Museum in London (AK Pforzheim 1997, Nr. 26), der vor dem Jahre 1533 von Kaiser Karl V. Papst Clemens VII. geschenkt und von diesem an die Piccolomini-Familie weitergegeben wurde. Dabei handelt es sich um einen um 1520-30 datierten Doppelkameo, der auf der einen Seite Omphale zeigt, die Königin von Lydien, in deren Diensten Herkules stand. Herkules war ihr Geliebter, mit dem sie die Kleidung tauschte - sie trug sein Löwenfell, er ihre Frauenkleider. Auf der anderen Seite zeigt der Londoner Anhänger den antiken Helden Herkules. Die Seite, die unserem Kameo entspricht, muß bei dem Doppelkameo als Omphale interpretiert werden. Die Interpretation dieses Typus ist häufig schwer, da Herkules und Omphale das Löwenfell tragen.
Der Kameo dürfte aufgrund des bewegten Gesamteindrucks ins 17. Jahrhundert zu datieren sein. Im weitesten Sinne dürfte hinter der Profildarstellung der Typus der Tetradrachme von Alexander dem Großen (Hackenbroch 1979, Abb. 220) des 4. Jahrhunderts v. Chr. stehen.

Stand: April 2006

Quellen
Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 31: "Herakles. Carneolonyx. Sardonyx."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. IV. 31: "Hercules mit Weinlaub bekränzt. Orient. Achat."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 27: "Hercules. Sardonyx."

Literatur
unpubliziert

Vergleich
Lippold 1922, Taf. 35, Nr. 1 u. 7; Vollenweider 1966, S. 107, Taf. 42, Abb. 3, S. 46, Anm. 55; Hackenbroch 1979, S. 87, Abb. 220; Zwierlein-Diehl 1986, S. 168, Nr. 388, Taf. 70,S. 281, Nr. 858, Taf. 149; AK Pforzheim 1997, Nr. 26


Es wird empfohlen, für den Online-Katalog der nachantiken Kameen folgende Zitierweise zu verwenden:
Heidi Schnackenburg-Praël, [entsprechende Inv.-Nr. bzw. Einleitungstext], in: Bestandskatalog der nachantiken Kameen in der Sammlung Angewandte Kunst der Staatlichen Museen Kassel, hrsg. von Michael Eissenhauer, bearb. von Heidi Schnackenburg-Praël, Online-Kataloge der Staatlichen Museen Kassel, Kassel 2006, <http://www.museum-kassel.de [Datum des Besuchs der Website]>

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