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Schlafende Ariadne
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-IV-47
Künstler unbekannt
Ort unbestimmt
Datierung um 1600
Steinschnittart Kamee
Material Karneol
Materialbeschreibung das milchige Hellorange geht nach außen in ein kräftiges Orange über; der kräftige Orangeton könnte durch eine künstliche Färbung erreicht sein
rundum poliert
Form Breitoval
Maße 2,86 x 3,71 x 1,12 cm
Provenienz 1753 Kunsthaus
Zustand unten rechts Randabsplitterung
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Beschreibung und Einordnung Eine halbbekleidete Frau liegt auf einer Schlafstatt. Durch ein querliegendes Kissen ist der Oberkörper etwas erhöht, die Arme sind über den Kopf hochgestreckt und ineinander verschränkt. Über dem Unterkörper liegt ein lebhaft gefälteltes Tuch, das über den unteren Teil des Ruhelagers drapiert ist. Das rechte Bein liegt über dem linken, der Fuß ragt unter dem gerafften Tuch plastisch hervor. Auf dem unteren Teil des Lagers ist ein ornamentales Muster mit Zacken und aufrechtstehenden Linien eingraviert. Ohne jegliche Übergänge hebt sich die Reliefdarstellung rechtwinklig vom Grund ab.
Völkel bezeichnet im Inventar die Liegende als Venus bzw. als schlafende Ariadne. Diesen Typus der schlafenden oder ruhenden Venus gibt es erst seit der Renaissance. Offensichtlich diente die Gestalt aus dem Mythos lediglich als Vorwand zur Wiedergabe blühender weiblicher Akte in Ruhepose.
Diese erotischen Kameen mit der Darstellung eines liegenden Akts, hier mit einer halbbekleideten Frau, haben eine lange Tradition als höfische Kunstkammerstücke. Der Ursprung ist die Auseinandersetzung der Bildhauer mit der sogenannten Kleopatra der Vatikanischen Sammlungen (Weihrauch 1967, S. 210-212). Diese Fehlinterpretation wurde bereits im 18. Jahrhundert korrigiert, als man die Liegende als schlafende Ariadne identifizierte.
Nicht zu übersehen sind die Zusammenhänge (AK Wien 1988, Nr. 540) zwischen Plastik und Malerei in der Prager Hofkunst, "wobei im konkreten Fall von Spranger und de Vries das gemeinsame Vorbild Giambologna von nicht zu überschätzender Bedeutung war". In diesen Zusammenhang läßt sich das hier besprochene Exemplar einfügen. Stilistisch ist diese ruhende Venus oder schlafende Ariadne in der Nachfolge der Miseroni-Werkstatt in der Prager Hofkunst zu sehen. Daß sie möglicherweise als Imitation in der Kasseler Hofwerkstatt geschaffen wurde, muß hier angedeutet werden.
Stand: April 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. VII. 47: "Venus (die schlafende Ariadne). Karneol aufgekittet."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. II. 47: "Ariadne. Carneol."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. II. 42: "Ariadne. Carneol."
Literatur unpubliziert
Vergleich Weihrauch 1967, S. 210-212; AK Wien 1988, Nr. 540
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