Beschreibung und Einordnung Da der Steinschneider Christoph Labhart selten signiert hat, ist dieser große Kameo von besonderer Bedeutung. Das an unauffälliger Stelle mit dem Monogramm des Künstlers versehene Stück zeigt ein Brustbild der Pallas Athena en face, mit einem aus Straußenfedern geschmückten Helm. Labharts charakteristisch leicht überlängte Figuren, deutlich bei seiner Edelsteintafel im Grünen Gewölbe in Dresden (Schnackenburg-Praël 1999, S. 894, Abb. 1), tritt auch bei diesem Commesso deutlich hervor. Der gedehnte Hals und der Kopf sind nach links zurückgewendet. Auch der auffallend schmale Gesichtstypus stimmt mit der Dresdener Tafel überein. Die Pupillen sind großflächig angebohrt, die Nase etwas spitz.
Die buntfarbige Kamee ist in Commessotechnik gearbeitet. Labhart verwendete die verschiedenen Steinarten mit größter Sicherheit. Er bearbeitete sie einzeln in Relieftechnik und befestigte sie auf einer gemeinsamen Grundplatte. Das Gesicht und der Hals sind aus orangefarbenem Karneol. Der Helmansatz ist aus hellblauem Topas, die buschig abstehenden Helmfedern bestehen aus aubergine-, weiß-, citrin- und heliotropfarbenen Einzelteilen. Das gefältelte Gewandstück entspricht ungefähr der Auberginefarbigkeit der beiden großen Helmfedern oberhalb des Kopfes und rundet die Komposition farblich ab.
Das Commesso-Ensemble ist insgesamt auf einem neutralen hellgrau-weißen Hintergrund befestigt.
Christel Lentz (Lentz 1997, S. 128, Anm. 118) hat ein Reliefmedaillon (Schloß Rosenborg, Kopenhagen, Inv.Nr. 6.174) mit der Darstellung des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel als Feldherr dem Hofkünstler Christoph Labhart zugeschrieben. In der Tat ist die Commesso-Arbeit vergleichbar, vor allem die Straußenfedern von Minervas Kopfbedeckung mit dem als Attribut danebengelegten Helmfedernschmuck des Landgrafen.
In Völkels Steininventar von 1791 ist bei der Beschreibung der Pallas-Büste von sechs Perlen am Halse die Rede. Der Text "Am Hals sind 6 Perlen" ist mit rotem Stift durchgestrichen. Ob es sich um einen Schreibfehler oder um einen Verlust des ehemaligen Halsschmucks handelt, läßt sich nicht mehr klären.
Stand: April 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. XXI. 1: "Die Büste der Pallas, welche auf einem Achat liegt. Der Kopf und Hals ist von Karneol. Der Helm, die Feder darauf von mancherley Farbe und die Brust, sind von Composition. (durchgestrichen:) Am Halse sind 6 Perlen."
Pretiosen-Inventar Völkel 1827 (B II), Inv.No. B II. 645
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 1: "Die Büste der Pallas, auf einem Achat, Kopf und Hals von Carneol, Helm und Federn von verschiedenen Steinen, ebenso die Brust, vielleicht von Composition./ Comp. / Jetzt Pret. V. No. 645./ Hier liegt jetzt der schwarze Kopf, bisher Tablette VIII No. 59. / XXII 1 / Pretiosen."
Preziosenliste Lenz 1881, Inv.No. II. 645
Literatur Meyer 1973, Nr. G-1, S. 120f., Taf. 16,1 und 17,1-3; Schnackenburg-Praël 1999, S. 896, Abb. 5 u. S. 897
Vergleich Schmidberger 1986, S. 40ff.; Lentz 1997, S. 128, Anm. 118; Schnackenburg-Praël 1999, S. 894, Abb. 1
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