Beschreibung und Einordnung Im Brustbild dargestellt ist sicherlich Landgräfin Maria Amalia, deren Heirat mit Landgraf Karl 1673 stattfand. Sie ist ins Profil nach links gesetzt, mit leicht vorspringender Nase und weich-fülligem Kinn. Der Blick erhält durch die angebohrte Pupille eine Richtung. Im Ohr eine runde Perle. Die Haare sind nach hinten geschlungen, darüber ein geflochtener Zopf, der am Hinterkopf in einer lockeren Schleife endet. Auf den Rücken fällt eine lang gedrehte und abstehende Locke, eine ähnliche fällt nach vorne zur Brust und setzt sich schematisch in den Falten des Gewandstücks fort.
Meyer erwähnt bei der Besprechung dieser Kamee (Meyer 1973, Nr. E-3), daß der Kopftypus dem der Minerva auf der Bergkristallschale in Kopenhagen (Meyer 1973, Nr. A-1, Detailaufnahme Taf. 4,5) ähnelt, daß Nase, Auge, Mund und Kinn technisch und formal gleich gebildet sind. Außerdem vergleicht Meyer die welligen Haarschnitte mit denen eines Frauenkopfs auf der Bergkristallschale (Meyer 1973, Nr. A-1, Detailaufnahme Taf. 4,2 rechts). Dieser Kopf weist auch eine verwandte Frisur mit der Zopfbildung und der kleinen Schleife im Haar auf. Aufgrund der Bergkristallschale in Schloß Rosenborg in Kopenhagen, die von Christoph Labhart signiert und datiert ist ("C. Labert fecit Cassel 1689"), schreibt Meyer ihm auch diesen Steinschnitt zu.
Meyers Zuschreibung wird noch erhärtet durch die Verwandtschaft mit dem ebenfalls mit dem Monogramm "C L" versehenen Steinschnitt " B XVI. Tab. B-VII-51. Bei dem hier besprochenen Steinschnitt fällt in ähnlicher Weise wie bei dem "C LABERT" signierten Kameo mit dem Bildnis Wilhelms III. von Oranien, König von England (B XVI. Tab. B-V-28), die starke Politur der Haare, des Gewandstücks und des Perlohrrings auf, und man assoziiert die Stelle bei Hallo (Hallo 1927 (1983), S. 210, Anm. 9): "Daß Edelsteinschneider Labert seinen polyrten Steinen durch Bestreichen mit silberhaltigem Aquafort Ansehnlichkeit verschaffte, bringt 1717 der Münzprobierer (?) Carl Meyer zur Anzeige (Akten Natural-Museum)." Dabei muß es sich aufgrund des Datums um den nachgeborenen Sohn Labhart handeln, da Christoph Labhart bereits 1695 verstarb. Die Frage der Zuschreibung an den Vater oder den Sohn muß gestellt werden, da die Signatur "C L" ebenso von dem Sohn verwendet worden sein könnte.
Zur Dargestellten schreibt Meyer (Meyer 1973, Nr. E-3), daß das Porträt nicht benennbar sei. Sicherlich ist aber Landgräfin Maria Amalia als junge Frau dargestellt, möglich wäre eine posthume Idealisierung.
Stand: November 2006
Quellen Inventar Völkel 1791, Tab. XXII. 23: "Eine schöne Büste aus der neuern Zeit. Achatonyx."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 23: "Weiblicher Kopf. Achatonyx. [Vorgängerinventar] XXII 23."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tabl. III. 22: "Weiblicher Kopf. Achat-Onyx. [Vorgängerinventar] V 23."
Literatur Meyer 1973, S. 110f., Nr. E-3, Taf. 14,3
Vergleich Hallo 1927 (1983), S. 210, Anm. 9
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