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Weibliches Brustbild
Inv.-Nr. B XVI. Tab. B-V-8
Künstler Johann Albrecht Lavilette (1667-1743)
Ort Kassel
Datierung um 1700
Steinschnittart Kamee
Material Achat
Materialbeschreibung in vertikal stehenden Schichten verarbeitet; Inkarnat hellbraun-rosé, Kopfbedeckung violett-weiß gestreift, mit roten Einschlüssen
die insgesamt polierte Reliefdarstellung (Inkarnat etwas weniger poliert) auf polierter schwarzer Onyxplatte befestigt, deren Rückseite mit der leichten Wölbung matt belassen wurde; auf der Rückseite senkrecht verlaufender Fadeneinschluß; die Reliefdarstellung ragt unten über die Onyxplatte hinaus, was auf eine spätere Zusammenstellung weisen könnte
Form Hochoval
Maße Reliefdarstellung 3,98 x 3,23 x 1,01 cm Höhe Onyxplatte 3,76 cm
Beschriftung rückseitig Aufkleber (Typ A): "92-96"
Provenienz 1730 Nachlaß Landgraf Karl
Zustand auf der Wange längliche Schliere, möglicherweise durch Bestoßung
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Beschreibung und Einordnung Der leicht nach oben blickende Frauenkopf im Linksprofil trägt ein breites Diadem, darüber ein senkrecht gestreiftes breites Tuch, das straff zum Rücken herabfällt. Über dem Schulterstück eine minimale Gewandandeutung.
Dieser Steinschnitt gehört zu einer Gruppe von Porträtkameen aus Achat mit aufrecht geschnittenen Schichten (B XVI. Tab. B-V-8, B XVI. Tab. B-V-9, B XVI. Tab. B-V-12 und B XVI. Tab.B-V-14), eine Rarität, die sicherlich aus der Hofwerkstatt Landgraf Karls stammt. Meyer schreibt diese Gruppe Johann Albrecht Lavilette zu, einem Niederländer, der Schüler von Labhart war und sich wohl auf diese technische Besonderheit spezialisierte (Meyer 1973, Nr. F-4). Es handelt sich hier um eine innovative Commesso-Technik (H. Schnackenburg-Praël, in: Kat. Kassel 2001, Nr. 130), die offensichtlich eine Spezialität der Kasseler Hofwerkstatt war.
Charakteristisch ist der verwendete hessische Achat aus Frankenberg in einem Violett-Rosé-Braun-Ton mit weißer Streifung. Die Reliefdarstellungen setzte der Steinschneider kontrastreich auf eine schwarze Onyxplatte und erreicht dadurch einen beinahe klassizistischen Gesamteindruck.
Als Gegenstück zu dem hier besprochenen Kameo könnte man das weibliche Brustbild mit dem Turban (B XVI. Tab. B-V-14) sehen. Insgesamt vermittelt diese Gruppe den Anschein, daß die einzelnen Stücke für einen bestimmten gemeinsamen Zweck angefertigt wurden. Ihre reduzierte Detailbearbeitung zielte auf Fernwirkung. Möglicherweise sollten die Steinschnitte für das Gesamtprogramm an einer geplanten Miniaturfassade verwendet werden.
Als Lavilettes Stilmerkmale bezeichnet Meyer "die Typisierung der Köpfe mit den relativ spitzen Nasen, einem kleinen Mund und einer Kinn-Wangen-Partie, die wie geschwollen oder aufgeblasen wirkt und ein fliehendes Stirn-Nasen-Profil" (Meyer 1973, S. 119).
Die Bezeichnung der Dargestellten als Faustina minor in den Inventaren von Völkel und Pinder ist keinesfalls nachvollziehbar, da die Gesichtszüge von der typischen Faustinaphysiognomie völlig abweichen.
Stand: April 2006
Quellen Designationsliste (1730) 1753, Nr. 92: "Ein Weibs-Kopf auf einem orientalischen Stein. [Nachlaßinventar] 96."
Inventar Völkel 1791, Tab. XXII. 8: "Ein Brustbild von Achat auf schwarzem Fluß aufgesetzt, welches die Kaiserin Faustina die jüngere, vorstellen sol."
Inventar Pinder 1873 (B XVI), B. Tab. V. 8: "Angeblich Faustina junior. Achat auf Fluß. [Vorgängerinventar] XXII 8."
Inventar Pinder 1882-1897 (B V), Tab. III. 8: "Faustina junior? Achat auf Fluss. [Vorgängerinventar] V 8."
Literatur Meyer 1973, Nr. F-4, Taf 15,4 u. S. 119
Vergleich Schnackenburg-Praël, in: Kat. Kassel 2001, Nr. 130
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